GOLD Report 2025: Die wichtigsten Änderungen im Überblick

Inhaltliche Updates im Überblick

5 Minuten

Am 11. November 2024 wurde der GOLD-Report 2025 veröffentlicht.  
Wir haben die wichtigsten Änderungen für Sie zusammgefasst. Diese umfassen u. a. die Updates in der medikamentösen Therapie, neue Abschnitte zu kardiovaskulären Erkrankungen und pulmonaler Hypertonie bei COPD und zum Klimawandel, sowie aktualisierten Empfelungen zu Impfungen und dem Stellenwert des CTs.  

Änderungen mit neuen/aktualisierten Empfehlungen:

Ergänzung von Dupilumab und Ensifentrin* im Algorithmus zur Therapieanpassung im Behandlungsverlauf [S. 58]

  • Dupilumab (Biologikum) als Add-on zur Triple-Therapie aus ICS + LABA + LAMA, wenn unter Triple weiterhin Exazerbationen auftreten und Bluteosinophilen ≥ 300 Zellen/µl sowie Symptomen einer chronischen Bronchitis vorhanden sind.  
  • Ensifentrin (inhalativer PDE3/4-Inhibitor) als Add-on zur LABA + LAMA-Therapie, wenn unter LABA + LAMA weiterhin Dyspnoe besteht. Ensifentrin ist aktuell nur in den USA zugelassen.   

Mehr Orientierung für das Management von Patient*innen unter ICS + LABA und das Absetzen von ICS [S. 59/60, 88/89, Figure 3.22].

 
  • Bei ICS-Bedarf ist die Triple-Therapie aus ICS + LABA + LAMA der ICS + LABA-Therapie überlegen
     
  • Empfehlungen nach GOLD 2025 für die Prüfung der Eignung einer aktuellen ICS+LABA-Therapie: 
    • KEINE relevante Exazerbationshistorie => erwäge Umstellung auf LABA + LAMA.  
      • Keine weiteren Exazerbationen und wenig Symptome/Dyspnoe => Zeichen für ein positives ICS-Ansprechen. ICS + LABA-Therapie kann fortgeführt werden.  
      • Keine weiteren Exazerbationen aber weiterhin Dyspnoe => erwäge Umstellung auf Triple-Therapie aus ICS + LABA + LAMA.  
      • Weitere Exazerbationen => Bluteosinophilenzahl als Marker für die Therapiesteuerung:  
      • Bei Bluteosinophilen < 100 Zellen/µl => Umstellung auf LABA + LAMA.  
      • Bei Bluteosinophilen ≥ 100 Zellen/µl => Umstellung auf Triple-Therapie aus ICS  + LABA  +LAMA
        .  
  • Empfehlung nach GOLD 2025: Nutzen und Risiken eines ICS-Entzugs sollten sorgfältig abgewogen werden.  
    • Bei Patient*innen, die mit ICS + LABA + LAMA behandelt werden, sollte das ICS nicht abgesetzt werden, es sei denn,  
      • die Therapie mit ICS wurde ohne eine Indikation für ein ICS begonnen,  
      • es gibt kein Ansprechen auf das ICS 
      •  es kommt zu erheblichen Nebenwirkungen und/oder schweren oder wiederholt auftretenden Pneumonien
      • Bei Patient*innen mit Asthmakomponente sollten immer ein ICS angewendet werden. 
      • Bei Bluteosinophilen von ≥ 300 Zellen/µl ist das Absetzen von ICS eher mit der Entstehung von Exazerbationen verbunden.  

Neuer Abschnitt zu kardiovaskulären Erkrankungen bei COPD [S. 38/39]

  • Bei COPD-Patient*innen ist die Prävalenz von kardiovaskulären Erkrankungen grundsätzlich erhöht. Kardiovaskuläre Ereignisse sind eine häufige Todesursache von COPD-Patient*innen. Allerdings bleiben kardiovaskuläre Erkrankungen bei COPD-Patient*innen oft unbemerkt und daher unbehandelt. 

  • Während und nach einer COPD-Exazerbation steigt das Risiko für ein akutes kardiovaskuläres Ereignis weiter an (z. B. für Myokardinfarkt, Arrhythmien, Schlaganfall). Dieses Risiko bleibt in den nächsten Wochen bis zu einem Jahr noch signifikant erhöht. Der Einfluss von Exazerbationen auf das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse ist ein weiteres starkes klinisches Argument für die Prävention von Exazerbationen. 
     
  • Empfehlungen und Hinweise für die klinische Praxis:  
    • Alle COPD-Patient*innen sollten auf kardiovaskuläre Erkrankungen untersucht und diese bei Vorhandensein leitliniengerecht behandelt werden, darunter arterielle Hypertonie, koronare Herzkrankheit, Herzinsuffizienz und Arrhythmie. 
    • Bei Verdacht auf eine Exazerbation ist eine angemessene Differenzialdiagnose  (z. B. auf Herzinsuffizienz) wichtig.  
    • Messungen von z. B. Troponin und BNP (brain-natriuretische Peptide) während einer Exazerbation könnte ratsam sein.   
    • Für den routinemäßigen Einsatz präventiver kardiovaskulärer Behandlungen (z. B. Aspirin) während oder nach einer Exazerbation gibt es bisher keine Evidenz.  
    • Bei klinisch stabilen COPD-Patient*innen ohne kardiovaskuläre Indikationen haben β-Blocker und Statine keinen Nutzen gezeigt.  
    • Etablierte kardiovaskuläre Risikoscores wie Framingham oder QRisk könnten CVD bei COPD-Patient*innen unterschätzen. Die Einbeziehung spirometrischer Variablen (z. B. FEV1) könnte den prädiktiven Wert der standardmäßigen kardiovaskulären Risikoscores erhöhen.

Neuer Abschnitt zu pulmonaler Hypertonie bei COPD [S. 126 ff.]

  • Bei etwa 25-30 % der COPD-Patient*innen tritt eine milde Form der PH auf, etwa 5 % entwickeln eine schwere PH
 
  • Alle fünf PH-Gruppen können bei COPD auftreten. Mögliche Ursachen eines erhöhten mPAP (> 20 mmHg) müssen gründlich analysiert werden, um behandelbare Merkmale der PH-COPD zu identifizieren. 
     
  • Empfehlungen nach GOLD 2025 zum Management von COPD-PH:  
    • Patient*innen sollten an ein erfahrenes Zentrum für PH überwiesen werden. 
    • Die Behandlung sollte entsprechend der PH-Gruppe erfolgen:  
    • COPD und PAH (PH Gruppe 1): Behandlung entsprechend ESC/ERS-Leitlinien von 2022 als PAH mit Komorbidität. 
    • COPD und CTEPH* (PH Gruppe 4): Behandlung entsprechend ESC/ERS-Leitlinien von 2022 als CTEPH.  
    • COPD und schwere PH assoziiert mit Lungenerkrankung und/oder Hypoxie (Group 3 PH): Individualisierter Behandlungsansatz in PH-Zentrum. 

Aktualisierung der Impfempfehlungen [S. 46]

  • Neue Empfehlung einer Pneumokokken-Impfung mit entweder einer Dosis des 21-valenten Pneumokokken-Konjugatimpfstoffs (PCV21) oder einer Dosis PCV20. 
 
  • Aufnahme der Empfehlung der CDC** für hochdosierte inaktivierte (HD-IIV3) und adjuvantierte inaktivierte (aIIV3) Grippeimpfstoffe als akzeptable Optionen für die Grippeimpfung bei älteren Erwachsenen.
 
  • Ergänzende Daten zu den Risiken einer RSV-Infektion (Respiratorisches Synzytial-Virus) und zur Wirksamkeit und Sicherheit der Impfung bei Erwachsenen ab 60 Jahren. 

Update des Abschnittes zur Computertomographie [S. 42/43]

  • Nutzung des quantitativen CTs zur Messung der Atemwegsdicke für die Beurteilung der Schwere des Emphysems. Mögliche Entscheidungshilfe über Lungenvolumenreduktion (LVRS) oder endobronchiale Ventiltherapie.
 
  • Empfehlung der amerikanische Krebsgesellschaft: Lungenkrebsscreening mittels CT für Patient*innen zwischen 50 und 80 Jahren mit 20 oder mehr Pack-Years, unabhängig vom Zeitpunkt des Rauchstopps.
 
  • Sichtbarmachtung von Mucus Plugs zur Bestimmung eines Mucus Plug Scores. Je höher dieser Score ist, desto niedriger die Lungenfunktion, desto höher der CAT-Score und desto häufiger treten Exazerbationen auf.  

Neuer Abschnitt zum Klimawandel "Climate Change & COPD" [S. 50]

  • COPD-Patient*innen sind besonders durch den Klimawandel gefährdet. Insbesondere Temperaturextreme beeinflussen die Symptome und die Lungenfunktion negativ und können das Mortalitätsrisiko erhöhen. 
 
  • Empfehlungen nach GOLD 2025 zum Umgang mit niedrigen/hohen Außentemperaturen für COPD-Patient*innen (analog zur WHO).  
    • Bei niedrigen Außentemperaturen Schlafzimmertemperatur über 18°C halten 
    • Bei hohen Außentemperaturen: 
      • ausreichend Flüssigkeit aufzunehmen 
      • sich nicht in der Hitze aufzuhalten 
      • Wohnräume möglichst unter 32°C halten 
      • Schlafräume möglichst unter 24°C halten 
    • Kardiovaskuläre Komorbiditäten frühzeitig identifizieren und behandeln.

 

Weitere Updates:

  • Update des Abschnittes zur Spirometrie mit Ergänzungen zu LLN-Werten, z-Scores und Referenzwerten und einer neuen Abbildung zur prä- und post-Bronchodilatator-Spirometrie zur COPD-Diagnose. [S. 27 ff.] => Sehen Sie hierzu auch unseren Beitrag zum GOLD-Update 2024. 

  • Ergänzung einer Beschreibung von möglichen Lungenfunktionsverläufen und Hinweis zu kostenloser Software zur Überwachung der Spirometrie im Zeitverlauf [S. 11] 

  • Neuer Abschnitt zu Dysbiosis (Störung des Mikrobioms, auch in den Atemwegen) [S. 17] 

  • Neuer Abschnitt zu „Delivery of Pulmonary Rehabilitation, Education & Self-management: in-person versus virtual“ [S. 67]  

  • Das Kapitel "COVID-19 & COPD" wurde gestrichen

 

 

Fußnoten

* Chronische thromboembolische pulmonale Hypertension 

 

** Centers for Disease Control and Prevention 

Hier können Sie ein PDF mit einer Zusammenfassung der von GOLD definierten Key Changes im Report 2025 downloaden.


Den vollständigen GOLD Report 2025 finden Sie hier.

Referenzen

  1. Global Strategy for the Diagnosis, Management and Prevention of COPD, Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD) Report 2025. https://goldcopd.org/2025-gold-report/ (letzter Aufruf Dezember 2024). 

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