Liegen typische Asthmasymptome ohne den Nachweis einer (reversiblen) Atemwegsobstruktion und/oder einer BHR vor, ist eine Asthmadiagnose dennoch wahrscheinlich, wenn ein Therapieansprechen auf Kortison vorliegt.1,2 Die fachärztliche S2k-Leitilinie 2023 gibt für diese Fälle außerdem Grenzwerte für die Typ-2-Biomarker FeNO und Bluteosinophile an, aufgrund derer in Kombination mit einem Kortisonansprechen eine Asthmadiagnose gestellt werden kann.2
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Anamnese und körperliche Untersuchung
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Spirometrie zur Untersuchung auf eine Obstruktion
Nach der Anamnese soll eine Atemwegsobstruktion mittels Spirometrie bestätigt oder ausgeschlossen werden (siehe Abb. 2). Es sollen die besten Werte aus mindestens drei reproduzierbaren Fluss-Volumen-(FV)-Kurven verwendet werden.1
Da die Spirometrie mitarbeitsabhängig ist, sollen ggf. zusätzlich weniger mitarbeitsabhängige Methoden herangezogen werden, z. B. Bodyplethysmographie.1
Reversibilitätstest: Bestätigtes Asthma bei FEV1-Zunahme von ≥ 12 %
Bei Vorliegen einer Atemwegsobstruktion in der Spirometrie soll zur Bestätigung der Asthmadiagnose ein Reversibilitätstest mit kurzwirkenden Beta-2-Sympathomimetika (SABA) durchgeführt werden. ¹ Bei einer FEV1-Zunahme von ≥ 12 % (vollständige Reversibilität) gilt die Asthmadiagnose als gesichert. ¹ Eine fehlende Reversibilität in einem einzigen Reversibilitätstest schließt ein Asthma nicht aus. ¹
Der Reversibilitätstest ermöglicht außerdem eine Abgrenzung zur chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) , bei der eine nicht reversible Atemwegsobstruktion vorliegt.
Therapieversuch mit Kortison: Bei Ansprechen Asthma wahrscheinlich
Bei einer teilreversiblen Atemwegsobstruktion (FEV1 < 12 %) soll ein Therapieversuch mit Kortison unternommen werden (inhalative Kortikosteroide (ICS) in mittlerer Dosierung über vier Wochen oder orale Kortikosteroide (OCS) mit 20-40 mg/Tag Prednisolon über max. 14 Tage).1 Gibt es ein Therapieansprechen bzgl. Symptomen und Atemwegsobstruktion, ist eine Asthmadiagnose wahrscheinlich.1
Gemäß der fachärztlichen S2k-Leitlinie 2023 gilt die Asthmadiagnose als gesichert, wenn neben dem klinischen Ansprechen auf eine ICS-Therapie gleichzeitig FeNO-Werte von ≥ 50 ppb und/oder eine Bluteosinophilenzahl von ≥ 150 Zellen/µl gemessen werden.2
Bronchoprovokation: Bronchiale Hyperreagibilität macht Asthma wahrscheinlich
Liegt keine Obstruktion vor oder ist die Atemwegsobstruktion nicht reversibel, aber ein Asthma ist aufgrund der Anamnese wahrscheinlich, soll ein Test auf eine unspezifische bronchiale Hyperreagibilität (BHR) durchgeführt werden (z. B. Methacholin-Test, standardisierte körperliche Belastung oder Kaltluftprovokation).1 Wird eine BHR bestätigt, ist eine Asthmadiagnose wahrscheinlich.1
Gemäß der fachärztlichen S2k-Leitlinie 2023 gilt bei normaler Lungenfunktion ohne BHR die Asthmadiagnose trotzdem als gesichert, wenn ein klinisches Ansprechen auf eine ICS-Therapie und ein FeNO-Wert von ≥ 50 ppb vorliegen.2
Allergiediagnostik nach gesicherter Asthmadiagnose
Bei Patient*innen mit Verdacht auf allergisches Asthma soll eine allergologische Stufendiagnostik durchgeführt werden.1 Diese besteht aus ...
- einer vertiefenden Allergieanamnese einschließlich Berufsanamnese (ggf. Fragebogen)1 und
- dem Nachweis der allergenspezifischen, Immunglobulin E (IgE) vermittelten Sensibilisierung mittels:
- Prick-Hauttest1 und/oder
- Bestimmung des spezifischen IgE1
- ggf. ergänzt durch einen allergenspezifischen Organprovokationstests.1
- Eine spezifische bronchiale Provokation ist im Allgemeinen nicht erforderlich und setzt allergologische Kenntnisse und Erfahrungen in der Notfallbehandlung zwingend voraus.1
Die initiale Asthmatherapie richtet sich nach der Symptomschwere
Referenzen
- NVL Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma 2024 Langfassung, Version 5; https://www.leitlinien.de/themen/asthma (letzter Aufruf August 2024)
- S2k-Leitline zur fachärztlichen Diagnostik und Therapie von Asthma 2023; https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/020-009. (letzter Zugriff August 2024)
- Criée CP et al. Aktuelle Empfehlungen zur Lungenfunktionsdiagnostik. Atemwegs- und Lungenkrankheiten. 2024; 50: 111-184. (letzter Zugriff August 2024)

01.07.2024
GINA Update 2024
Zum Welt-Asthma-Tag am 07. Mai 2024 erschien das Update der Leitlinie zur Global Strategy for Asthma Management and Prevention der Global Initiative for Asthma (GINA).

09.09.2024
NVL Asthma Update 2024
Entdecken Sie hier die wichtigsten Neuerungen zur medikamentösen Therapie sowie alle weiteren Änderungen, übersichtlich für Sie zusammengefasst.

01.07.2024
Spickzettel Triple Therapie bei Asthma
Unsere Beitragsreihe Spickzettel: Praxistipps und Infos für Hausärzt*innen zum Thema COPD- und Asthma-Therapie. Diesmal für Sie: Die Triple-Therapie aus ICS+LABA+LAMA bei Asthma.
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