Zum Welt-Asthma-Tag am 07. Mai 2024 erschien das Update der Leitlinie zur Global Strategy for Asthma Management and Prevention der Global Initiative for Asthma (GINA). Eine vollständige Übersicht der Neuerungen finden Sie im GINA Report ab Seite 19 „What’s new in GINA 2024?“.
Einige der zentralen Neuerungen aus den Bereichen Diagnostik, medikamentöse Therapie und Behandlungsziele haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst:¹
Update Diagnostik
PEF zur Asthmadiagnose, wenn kein Zugang zur Spirometrie besteht [Box 1-1, S. 25; Box 1-2, S. 26]
Das diagnostische Diagramm für die klinische Praxis (Box 1-1, S. 25) wurde überarbeitet und berücksichtigt nun, dass weltweit ein großer Teil des Gesundheitspersonals in der klinischen Praxis keinen (rechtzeitigen) Zugang zur Spirometrie hat.
- PEF wurde als alternatives diagnostisches Instrument besser beschrieben und standardisiert.
- Die erste Wahl zur diagnostischen Untersuchung bleibt die Spirometrie.
Update Medikamentöse Therapie
Update der initialen Asthmabehandlung: einige zentrale Änderungen in Track 1ᵃ [Box 4-4, S. 75; Box 4-5, S. 76, S. 80]
- Stufe 1 & 2wurden zusammengelegt: niedrig dosiertes ICS-Formoterol bei Bedarf
- Ergänzung von klinischen Faktoren als Kriterien zur initialen Behandlung in Stufe 3 mit niedrig dosiertem ICS-Formoterol als MARTᵇ:
- Symptome an den meisten Tagen der Woche oder
- aufwachen in der Nacht wegen Asthmasymptomen mehr als einmal die Woche oder
- aktuelles Rauchen, niedrige Lungenfunktion, kürzlich aufgetretene schwere Exazerbation oder eine Vorgeschichte einer lebensbedrohlichen Exazerbation, gestörte Wahrnehmung der Bronchokonstriktion (eingeschränkte Lungenfunktion, wenige Symptome), schwere Hyperreagibilität der Atemwege, aktuelle Exposition gegenüber einem saisonalen Allergieauslöser.
Neue Empfehlung: Beclometason-Formoterol 100/6 MART mit maximal 12 Inhalationen/Tagᶜ [S. 82]
Auf Grundlage der umfangreichen Evidenz für Budesonid-Formoterol (200/6) schlägt GINA für Erwachsene und Jugendliche die gleiche maximale Gesamtdosis von 12 Inhalationen/Tag unter einer MART-Anwendung mit Beclometason-Formoterol 100/6 vor.ᶜ
ICS-Hochdosis: Anwendung nur kurz über 3-6 Monate empfohlen [S. 91]
- Eine hochdosierte ICS-Therapie wird bei Patient*innen empfohlen, die unter einer mitteldosierten ICS-Formoterol-Therapie in der MARTᶜ-Anwendung nicht ausreichend kontrolliert sind.
- Diese Anwendung wird nur über einen Zeitraum von 3-6 Monaten empfohlen, um das Nebenwirkungsrisiko möglichst gering zu halten.
LAMA Add-on: Vor allem Patient*innen mit Exazerbationen im Vorjahr profitieren [S. 92]
- Eine Triple-Therapie aus ICS+LABA+LAMA kann Exazerbationen reduzieren, die orale Kortikosteroide erfordern.
- Eine Subgruppenanalyse deutet darauf hin, dass vor allem Patient*innen mit im Vorjahr verzeichneten Asthmaexazerbationen profitieren.
Update der Empfehlungen zur Reduktion der Asthmatherapie bei gutem Ansprechen auf eine Biologikatherapie [S. 156]
- Die höchste Priorität liegt auf der Reduzierung von oralen Kortikosteroiden (OCS).
- Bei Patient*innen mit schwerem Asthma sollte die Erhaltungstherapie mit ICS-Formoterol nicht abgesetzt werden.
- Die MARTᶜ-Anwendung aus ICS-Formoterol bei Patient*innen unter einer Biologikatherapie wurde weiter bekräftigt.
- Weitere Hinweise zum Absetzen der Behandlung bei gut kontrolliertem Asthma sind in Box 4-13, S. 102 zusammengefasst.
Update der Behandlungsziele
Konkretisierung der Asthmabehandlungsziele [Ausschnitt aus Box 3-2, S. 50]
Das langfristige Ziel der Asthmatherapie ist es, für jede*n Patient*in das bestmögliche Ergebnis zu erreichen.
- Langfristige Kontrolle der Asthmasymptome, u.a.:
- wenige bis keine Asthmasymptome
- keine Schlafstörungen durch Asthma
- uneingeschränkte physische Aktivität
- Langfristige Risikominimierung des Asthmas, u.a.:
- keine Exazerbationen
- verbesserte oder stabile persönliche beste Lungenfunktion
- kein Bedarf an dauerhaften oralen Kortikosteroiden
- keine medikamentösen Nebenwirkungen
Die individuellen Ziele der Patient*innen können von den langfristigen Therapiezielen abweichen.
Neues Kapitel zur Asthma-Remission [S. 50-52]
GINA skizziert hier einen Rahmen für die klinische Praxis und die Forschung zum Thema Asthma-Remission.
- Das Konzept der Remission ist für Asthmapatient*innen jeglicher Schweregrade und jeglicher Behandlung relevant, einschließlich ICS-haltiger Therapien, oraler Pharmakotherapien, Allergenimmuntherapien und nicht-pharmakologischer Interventionen (z.B. Lebensstilinterventionen).
- Das Behandlungsziel der Remission bedeutet im Kontext Asthma keine Heilung. GINA empfiehlt daher, Patient*innen diesbezüglich aufzuklären und klarzustellen, dass die Asthmamedikation ohne medizinische Verordnung nicht abgesetzt werden darf.
- Im Allgemeinen wird unterschieden zwischen:
- einer klinischen Remission oder einer vollständigen (pathophysiologischen) Remission
- einer Remission off-treatment oder einer Remission on-treatment (z.B. Biologikatherapie bei schwerem Asthma)
- Das Konzept einer Remission on-treatment steht im Einklang mit dem GINA-Langzeitziel der Asthmabehandlung (Box 3-2, S. 50). Die individuellen Ziele der Patient*innen sollten dabei beachtet werden.

Fußnoten
ᵃ Track 1 beschreibt den Behandlungspfad in GINA mit den bevorzugten Therapieoptionen.
ᵇ MART: maintanance and reliver therapy
ᶜ Die fixe Wirkstoffkombination aus Beclometason-Formoterol 100/6, verfügbar als Dosieraerosol und Pulververinhalator, ist zugelassen für eine MART-Anwendung mit maximal 8 Inhalationen/Tag.
Referenzen
- GINA Main Report 2024. https://ginasthma.org/2024-report/ (Zuletzt aufgerufen 24.05.2024)
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