Zwei Hände halten eine Niere.

Studie: Wie verändert sich die Symptom­last vor und nach Nieren­transplantation?

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Fatigue, Pruritus, Bauch- und Muskel­schmerzen sind nur eine geringe Auswahl an Symptomen, welche bei Patient*innen mit Nieren­versagen (gleichzeitig) auftreten können. Im Allgemeinen betrifft diese Patient*innengruppe eine hohe Symptom­last. Unter einer Dialyse­behandlung scheint die Lebens­qualität zu sinken und die Symptom­last anzusteigen – aufgrund der Erkrankung sowie Therapie-Nebenwirkungen. Während und nach einer Nieren­transplantation nimmt diese physische und psychische Belastung augenscheinlich wieder ab, sobald sich die Nieren­funktion regeneriert.

In bisherigen Studien zeigte sich, dass eine hohe Symptom­last zu eingeschränkter Mobilität, Schlaf­störungen, Rückgang von sozialen Beziehungen und verringerter Lebens­qualität führen kann. Während die Erkrankten eine Dialyse­behandlung erhalten und auf eine Nieren­transplantation warten, verschlechtern sich die Symptome in vielen Fällen. Die Ergebnisse einer Studie von Taylor et al. betonte die Wichtigkeit, die klinischen Manifestationen und deren Veränderungen in den Fokus der Patient*innen­versorgung zu stellen.

Das Studiendesgin

Um die Symptom­last von Patient*innen, die eine Nieren­transplantation benötigen, zu beurteilen, führten zwei Zentren in den USA eine prospektive Studie durch. Dabei wurden das Wartelisten-Mortalitäts­risiko, die Veränderung der Symptome zwischen Erstuntersuchung und Transplantation sowie der Symptomlast-Verlauf nach Transplantation geschätzt.

 

Eingeschlossen in die Studie waren:

  • 1.298 potenzielle Transplantationskandidat*innen (Johns Hopkins Hospital [JHP], Mai 2014 bis März 2020)
  • 521 Transplantationsempfänger*innen (JHP: Mai 2014 bis Februar 2020, n = 441; Michigan University Hospital: März 2015 bis Mai 2017, n = 80)

 

Die Patient*innen dokumentierten anhand des Kidney Disease Quality of Life Short-Form Survey (KDQOL-SF) ihre Symptome der vorangegangenen vier Wochen. Aus den Frage­bögen wurde die geschätzte Symptom­last mit einer Punktzahl von 0–100 errechnet, wobei die Symptom­last mit aufsteigender Punktzahl abnimmt. Die Einteilung erfolgt in: sehr hoch (0–71,0), hoch (71,1–81,0), mittel (81,1–91,0) und gering (91,1–100).

Ergebnisse: Wie verändert sich die Symptom­last?

Es wurden elf Symptome erfasst, für die jeweils der KDQOL-SF-Score ermittelt wurde: Muskel­schmerzen, Brust­schmerzen, Krämpfe, Pruritus, Xerodermie, Dyspnoe, Schwindel, Anorexie, Fatigue, Taubheit und Bauch­schmerzen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme zur Transplantation war die geschätzte Symptom­last aufgrund von Brust­schmerzen als einzige Manifestation niedrig eingestuft (97,4; 95,9–99,0), besonders hoch war die Belastung aufgrund von Fatigue (69,2; 65,5–72,9).

 

Insgesamt berichteten vor der Transplantation 31 % der Patient*innen von mittlerer, 16 % von hoher und 21 % von sehr hoher Symptom­last. Dafür waren hauptsächlich Fatigue (32 %), Xerodermie (27 %) Muskel­schmerzen (26 %) sowie Pruritus (25 %) verantwortlich. Dahingegen gaben 32 % der Erkrankten eine niedrige Belastung an (n =1298).

 

Von den Empfänger*innen (n = 190) kam es zum Zeitpunkt der Transplantation bei 25 % zu einem Rückgang der Symptomlast und bei 34 % zu einem Anstieg, wohingegen sie bei 42 % unverändert blieb. Dabei wurde eine starke Korrelation zwischen der Punktzahl vor und nach Transplantation festgestellt.

 

In den ersten drei Monaten nach Transplantation milderten sich neun von elf Symptomen ab, wobei sich Pruritus (um 23 %), Fatigue (21 %), Xerodermie (20 %) und Krämpfe (17 %) am stärksten verbesserten. Die geschätzte Gesamt­punktzahl der Symptom­last verbesserte sich drei Monate nach Transplantation um 10 %:

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Tab. 1: Geschätzte Symptom­last bei der Aufnahme zur Nieren­transplantation und im Verlauf nach der Transplantation der Transplantations­empfänger*innen (n = 521).

Wer ist besonders gefährdet?

Während die Transplantations­kandidat*innen auf ein passendes Spender­organ warteten, wurde eine sehr hohe Symptom­last mit einer erhöhten Wartelisten­mortalität assoziiert (angepasste Subverteilungs-Hazard-Ratio, aSHR = 1,67; 95 %-KI: 1,06–2,62). Dahingegen ist das Mortalitäts­risiko während und nach einer Nieren­transplantation gesunken und die Symptome verbesserten sich.

 

Je gebrechlicher die Transplantations­empfänger*innen, desto schlechter die Werte, die sie angaben. Im Vergleich zu nicht-gebrechlichen Personen war die Punktzahl zum Zeitpunkt der Transplantation um 4,9 Punkte (95 %-KI, 1,6 bis 8,3) sowie nach 3 Monaten um 4,2 Punkte (95 %-KI, 0,9 bis 7,6) niedriger.

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Tab. 2: Vergleich der individuellen Symptomlast während der Erstevaluierung (n = 1.298), Aufnahme zur Nierentransplantation (n = 521) und 3 Monate nach Transplantation (n = 452).

Fazit

Die Autor*innen betonen die Notwendigkeit, die Symptom­last und -veränderungen zu verschiedenen Zeitpunkten des Transplantations­prozesses genau zu beobachten. Die Symptome blieben bis zur Nieren­transplantation unverändert oder verschlechterten sich, verbesserten sich jedoch deutlich nach der Transplantation. Eine sehr hohe Symptom­last wurde mit einer erhöhten Wartelisten­mortalität assoziiert. Die Studien­ergebnisse können helfen, die post-transplantative Betreuung zu verbessern. Weitere Untersuchungen mit einer höheren Teilnehmer*innenanzahl sind erforderlich.

 

Die Studie im Detail finden Sie hier.

Referenzen

Taylor K et al. Clin J Am Soc Nephrol 2021; 16(7): 1083–1093.

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