Das Studiendesgin
Um die Symptomlast von Patient*innen, die eine Nierentransplantation benötigen, zu beurteilen, führten zwei Zentren in den USA eine prospektive Studie durch. Dabei wurden das Wartelisten-Mortalitätsrisiko, die Veränderung der Symptome zwischen Erstuntersuchung und Transplantation sowie der Symptomlast-Verlauf nach Transplantation geschätzt.
Eingeschlossen in die Studie waren:
- 1.298 potenzielle Transplantationskandidat*innen (Johns Hopkins Hospital [JHP], Mai 2014 bis März 2020)
- 521 Transplantationsempfänger*innen (JHP: Mai 2014 bis Februar 2020, n = 441; Michigan University Hospital: März 2015 bis Mai 2017, n = 80)
Die Patient*innen dokumentierten anhand des Kidney Disease Quality of Life Short-Form Survey (KDQOL-SF) ihre Symptome der vorangegangenen vier Wochen. Aus den Fragebögen wurde die geschätzte Symptomlast mit einer Punktzahl von 0–100 errechnet, wobei die Symptomlast mit aufsteigender Punktzahl abnimmt. Die Einteilung erfolgt in: sehr hoch (0–71,0), hoch (71,1–81,0), mittel (81,1–91,0) und gering (91,1–100).
Ergebnisse: Wie verändert sich die Symptomlast?
Es wurden elf Symptome erfasst, für die jeweils der KDQOL-SF-Score ermittelt wurde: Muskelschmerzen, Brustschmerzen, Krämpfe, Pruritus, Xerodermie, Dyspnoe, Schwindel, Anorexie, Fatigue, Taubheit und Bauchschmerzen. Zum Zeitpunkt der Aufnahme zur Transplantation war die geschätzte Symptomlast aufgrund von Brustschmerzen als einzige Manifestation niedrig eingestuft (97,4; 95,9–99,0), besonders hoch war die Belastung aufgrund von Fatigue (69,2; 65,5–72,9).
Insgesamt berichteten vor der Transplantation 31 % der Patient*innen von mittlerer, 16 % von hoher und 21 % von sehr hoher Symptomlast. Dafür waren hauptsächlich Fatigue (32 %), Xerodermie (27 %) Muskelschmerzen (26 %) sowie Pruritus (25 %) verantwortlich. Dahingegen gaben 32 % der Erkrankten eine niedrige Belastung an (n =1298).
Von den Empfänger*innen (n = 190) kam es zum Zeitpunkt der Transplantation bei 25 % zu einem Rückgang der Symptomlast und bei 34 % zu einem Anstieg, wohingegen sie bei 42 % unverändert blieb. Dabei wurde eine starke Korrelation zwischen der Punktzahl vor und nach Transplantation festgestellt.
In den ersten drei Monaten nach Transplantation milderten sich neun von elf Symptomen ab, wobei sich Pruritus (um 23 %), Fatigue (21 %), Xerodermie (20 %) und Krämpfe (17 %) am stärksten verbesserten. Die geschätzte Gesamtpunktzahl der Symptomlast verbesserte sich drei Monate nach Transplantation um 10 %:
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Wer ist besonders gefährdet?
Während die Transplantationskandidat*innen auf ein passendes Spenderorgan warteten, wurde eine sehr hohe Symptomlast mit einer erhöhten Wartelistenmortalität assoziiert (angepasste Subverteilungs-Hazard-Ratio, aSHR = 1,67; 95 %-KI: 1,06–2,62). Dahingegen ist das Mortalitätsrisiko während und nach einer Nierentransplantation gesunken und die Symptome verbesserten sich.
Je gebrechlicher die Transplantationsempfänger*innen, desto schlechter die Werte, die sie angaben. Im Vergleich zu nicht-gebrechlichen Personen war die Punktzahl zum Zeitpunkt der Transplantation um 4,9 Punkte (95 %-KI, 1,6 bis 8,3) sowie nach 3 Monaten um 4,2 Punkte (95 %-KI, 0,9 bis 7,6) niedriger.
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Fazit
Die Autor*innen betonen die Notwendigkeit, die Symptomlast und -veränderungen zu verschiedenen Zeitpunkten des Transplantationsprozesses genau zu beobachten. Die Symptome blieben bis zur Nierentransplantation unverändert oder verschlechterten sich, verbesserten sich jedoch deutlich nach der Transplantation. Eine sehr hohe Symptomlast wurde mit einer erhöhten Wartelistenmortalität assoziiert. Die Studienergebnisse können helfen, die post-transplantative Betreuung zu verbessern. Weitere Untersuchungen mit einer höheren Teilnehmer*innenanzahl sind erforderlich.
Die Studie im Detail finden Sie hier.
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