Ein älterer männlicher Arzt mit grauen Haaren und einem weißen Kittel sitzt und spricht einfühlsam mit einer älteren afroamerikanischen Patientin in einem hellen Beratungszimmer. Sie sitzen sich gegenüber, und der Arzt hält ihre Hände, während sie sich unterhalten. Im Hintergrund sind grüne Zimmerpflanzen zu sehen, die eine freundliche und beruhigende Atmosphäre schaffen.

Arzt-Patienten-Beziehung: Empathie ist der Schlüssel zum Erfolg

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Arzt-Patienten-Beziehung: Empathie ist der Schlüssel zum Erfolg

Laut Herrn PD Dr. Andreas Jähne, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie und Ärztlicher Direktor der Fachklinik Rhein-Jura in Bad Säckingen, ist Empathie die Basis für einen vertrauensvollen Umgang mit Patient*innen. Wie man eine empathische Beziehung aufbauen bzw. trainieren kann, erläutert der Experte im Interview. 

Wie wichtig ist Empathie im Umgang mit Patient*innen?

Dr.Jähne: Empathie ist die Basis. Patient*innen kommen zu uns, weil sie Sorgen, Schmerzen oder weil sie Ängste haben. Sie kommen und wollen Hilfe und die müssen wir ihnen geben. Und das funktioniert nur über Empathie und über Vertrauen, das die Patient*innen zu uns entwickeln können. Wann werden Therapien abgebrochen? Meistens nicht wegen Behandlungsfehlern. Sie brechen dann ab und wechseln den Arzt, wenn sie sich nicht ernst genommen fühlen. Die Patient*innen kommen, weil sie sich vom Arzt oder der Ärztin verstanden fühlen und bleiben bei dem, bei dem sie sich vertrauensvoll aufgehoben fühlen. Das erreicht man nur mit Empathie.

Welchen Nutzen haben Sie von einer empathischen Beziehung zu Ihren Patient*innen?

Dr.Jähne: Sie haben überhaupt erstmal eine Beziehung zu Ihren Patient*innen. Man muss aber auch vorsichtig sein, denn man kann auch zu viel Empathie haben. Du kannst zwar jeden Fehler der Patient*innen rechtfertigen und akzeptieren, aber Patient*innen brauchen auch Grenzen, wenn sie etwas falsch machen. Oder wenn sie jedes Mal, weil der Arzt oder die Ärztin so verständnisvoll ist und gut zuhört, immer wieder um das gleiche Thema kreisen. Dann kommen Sie nicht voran. Auch das ist wahre Empathie und Ehrlichkeit, die so etwas dann benennt. Der Unterschied zwischen Empathie und Verständnis: Du kannst für jeden Quatsch Verständnis haben und den Patient*innen trotzdem nicht helfen, weil es Quatsch ist. Wenn du es ernst meinst, dann musst du ihm oder ihr auch sagen: „Das ist jetzt das Problem. Sie haben jetzt zum dritten oder vierten Mal das und das so und so gemacht, gegen unsere Absprache. Wir müssen jetzt etwas verändern.“ Empathie bedeutet nicht, alles gut zu heißen. Sie bedeutet ehrlich rückzumelden oder auch mit Problemen zu konfrontieren.

Kann man Empathie erlernen oder trainieren?

Dr. Jähne: Das ist eine spannende Frage und auch Gegenstand vieler Forschungen. Menschen in sozialen Berufen haben von Natur aus eher eine Empathie-Fähigkeit als Menschen mit wenig sozialen Kontakten. Aber nicht alle empathischen Menschen werden Ärzt*innen, Krankenpfleger*innen, Lehrer*innen o.ä. Auf der anderen Seite kann man Empathie tatsächlich trainieren. Das ist Erfahrung, was du an Reaktionen der Patient*innen bemerkst und wie du darauf reagierst. Vieles wird in den Kursen zur Facharzt-Weiterbildung vermittelt. Beim Thema psychosomatische Grundversorgung für die Facharztausbildung ist ein großer Teil Gesprächsführung Soft-Skill-Training gelegt (z.B. wie überbringe ich schlechte Nachrichten etc.). Es ist erlernbar mit welchen Worten man das macht, mit welcher Körperhaltung, mit welcher Stimmlage... Ein anderes Beispiel sind Balint-Gruppen, da tauschen sich Kolleg*innen unter der Leitung eines erfahrenen Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin in Arbeitsgruppen zu herausfordernden Interaktionen mit Patient*innen aus. Das sind alles Möglichkeiten, um die eigenen Fähigkeiten stetig weiterzuentwickeln. dabei. Auch im Medizinstudium wird sehr viel Wert auf Soft-Skill-Training gelegt (z.B. wie überbringe ich schlechte Nachrichten etc.). Es ist erlernbar mit welchen Worten man das macht, mit welcher Körperhaltung, mit welcher Stimmlage... Ein anderes Beispiel sind Balint-Gruppen, da tauschen sich Kolleg*innen unter der Leitung eines erfahrenen Psychotherapeuten oder einer Psychotherapeutin in Arbeitsgruppen zu herausfordernden Interaktionen mit Patient*innen aus. Das sind alles Möglichkeiten, um die eigenen Fähigkeiten stetig weiterzuentwickeln.

Wie baut man eine empathische Beziehung auf und welche Rolle spielen dabei Körpersprache und Stimme?

Dr. Jähne: Die Grundprinzipien sind Wertschätzung und Würde: Ich nehme zu den Patient*innen Blickkontakt auf und halte ihn. Ich versuche, Störungen zu vermeiden. Ich vermittle ihnen Würde, indem ich mir das, was sie sagen, anhöre, ohne es gleich zu bewerten oder zu verneinen. Sehr wichtige Methoden sind zum Beispiel neben dem Zuhören das Nachfragen und auch das Zusammenfassen. Wenn man das Gesagte wiederholt, bekommen die Patient*innen das Gefühl, dass es so wichtig ist, dass der Arzt bzw. die Ärztin nachfragt oder selbst zusammenfasst. 

 

Akzeptanz bedeutet dem, was da ist, Raum zu geben, auch wenn es vielleicht nicht das ist, was ich medizinisch für richtig halte. Im zweiten Schritt kann ich dann sagen: „In dem Punkt würde ich eine Variante vorschlagen. Da habe ich von anderen Patient*innen gehört, was auch erfolgreich war.“ Es ist ein Gespräch auf Augenhöhe. Als Arzt oder Ärztin ist man zwar Expert*in für die Erkrankung und deren Therapie, aber die Patient*innen sind die Expert*innen für ihr Leben und müssen die ärztlichen Empfehlungen in ihrem Leben auch umsetzen können und wollen. 

 

Die eigene Körpersprache kann man gut im Spiegel analysieren. Dinge wie Zugewandtheit, Armhaltung, ruhige Stimmlage haben einen großen Einfluss. Beobachten Sie, wie Sie sitzen, wo Sie hingucken, wie Ihre Sprechgeschwindigkeit und Tonlage ist. Da kann mal viel variieren. Man darf auch mal ungeduldig oder hektisch werden und Patient*innen zurechtweisen, aber man sollte so etwas immer bewusst machen. Das Ziel ist es, die eigene Wirkung auf andere zu erkennen und sich bewusst zu machen, was man durch sein Auftreten bewirken möchte.

 

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