Unzureichende Adhärenz ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bei chronischen Erkrankungen ein globales Problem: nämlich überall dort, wo Patient*innen ihre Medikamente eigenständig anwenden müssen, wie z. B. bei Asthma und COPD.3 Ärzt*innen müssen davon ausgehen, dass mindestens jede*r zweite Ihrer Asthma- und COPD-Patient*innen nicht ausreichend adhärent zur medikamentösen Therapie ist.1,2
Adhärenz – Der blinde Fleck in der Versorgung?
- Real-World-Daten zeigen, dass nur etwa 20–40 % der Asthma-Patient*innen tatsächlich adhärent sind.4 Laut dem GINA-Report 2025 sind rund 50 % der Erwachsenen undKinder mit einer Langzeittherapie gegen Asthma zumindest teilweise nicht adhärent.2
- Bei COPD berichtet eine systematische Übersichtsarbeit von 22–93 % nicht-adhärenten Patient*innen.1
- Zudem zeigen Studienergebnisse, dass mehr als die Hälfte der COPD-Patient*innen ihre inhalative Therapie nach Beginn wieder absetzt.5
- Selbstauskünfte zur Adhärenz von COPD- und Asthma-Patient*innen sind oft unzuverlässig, da viele ihre Symptomkontrolle und/oder die Regelmäßigkeit der Einnahme überschätzen.1,6
Mangelnde Adhärenz = Hohes Risiko
Sowohl bei Asthma als auch bei COPD ist eine unzureichende Adhärenz mit einemschlechteren klinischen Ergebnis assoziiert.
- Bei Asthma-Patient*innen reduziert eine gute Adhärenz nachweislich das Exazerbationsrisiko.7
- Bei COPD ist eine schlechte Adhärenz mit einer erhöhten Symptomlast, einem erhöhten Exazerbationsrisiko, einem höheren Behandlungsaufwand sowie gesteigerten Behandlungskosten verbunden. Die Lebensqualität sinkt, das Mortalitätsrisiko steigt.1
Die WHO geht davon aus, dass eine bessere Umsetzung von Maßnahmen zur Verbesserung der Adhärenz mehr bewirken könnte als eine Verbesserung der medikamentösen Therapie.
Bedeutung für die Praxis: Beispiel FeNO bei Asthma
Von Überzeugung bis Überforderung: Die Gründe für mangelnde Adhärenz
| Patientenbezogene und psychosoziale Faktoren | Therapie- und systembezogene Faktoren |
|---|---|
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Welche Faktoren sich in welcher Intensität auf die Adhärenz auswirken, ist individuell verschieden. Die Lebenssituation, der Leidensdruck durch die Erkrankung, das sozialeUmfeld und die Erkrankung selbst spielen hierbei eine Rolle.1
Bei COPD sind die wichtigsten Faktoren, die mit dem Ausmaß der Adhärenz assoziiert sind, das Vorhandensein von Komorbiditäten – insbesondere Depressionen – der Raucherstatus, die Schulbildung, die Schwere der Erkrankung und Faktoren des Therapieregimes, wie z. B. Dosierungskomplexität, Polypharmazie und Nebenwirkungen der Therapie.1
Absichtlich oder unabsichtlich? Verschiedene Typen von Nicht-Adhärenz
Gewusstwie: Die Adhärenz im Versorgungsalltag unterstützen
Fußnoten
FeNO: Fraktioniertes exhaliertes Stickstoffmonoxid;
TAI: Test of Adherence to Inhalers
Referenzen
- Global Initiative for Chronic Obstructive Lung Disease (GOLD). Global Strategy for the Diagnosis, Management, and Prevention of Chronic Obstructive Pulmonary Disease. GOLD
- Report 2025. www.goldcopd.org [Abgerufen am 30.07.2025]
- The Global Initiative for Asthma (GINA). Global Strategy for Asthma Management and Prevention 2025; https://ginasthma.org/2025-gina-strategy-report/ [Abgerufen am 30.07.2025]
- World Health Organization (WHO). Failure to take prescribed medicine for chronic diseases is a massive, world-wide problem. 2003; https://www.who.int/news/item/01-07-2003-failure-to-take-prescribed-medicine-for-chronic-diseases-is-a-massive-world-wide-problem [Abgerufen am 30.07.2025]
- Leather DA et al. Respir Res. 2019 Aug 2;20(1):173.
- Turégano-Yedro M et al, Int J Chron Obstruct Pulmon Dis. 2023 Dec 4;18:2887-2893.
- Biddiscombe MF, Usmani OS. Minerva Med. 2021 Oct;112(5):564-572.
- Bundesärztekammer (BÄK) KBK, Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), (2024) Nationale VersorgungsLeitlinie Asthma, Version 5.0 https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/nvl-002 [Abgerufen am 30.07.2025]
- Fischer J, et al. Pneumologie. 2013 Jul;67(7):406-14
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