Therapie der kleinen Atemwege bei Asthma und COPD

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Sowohl bei Asthma als auch bei COPD kommt es zu entzündlichen Prozessen in den peripheren Atemwegen. Daher erscheint es sinnvoll, diesen Bereich der Lunge ebenfalls im Rahmen der medikamentösen Therapie zu adressieren¹. Dabei spielt die Partikelgröße des inhalativen Wirkstoffes eine entscheidende Rolle, um eine Deposition in der gesamten Lunge zu ermöglichen¹.

Entzündung in den kleinen Atemwegen adressieren

Auch wenn sich Asthma und COPD immunpathologisch voneinander unterscheiden, spielen Entzündungsprozesse in den kleinen Atemwegen bei beiden Erkrankungen eine Rolle¹. Die Bedeutung der kleinen Atemwege für die Pathogenese der COPD wird bereits seit längerer Zeit in Expertenkreisen thematisiert². Die inflammatorische Reaktion bei COPD betrifft nicht nur die proximalen sondern auch die distalen Atemwege¹. Es wurde eine Beeinträchtigung der peripheren Atemwege in allen Stadien der COPD nachgewiesen³. Das entzündungsbedingte Remodeling, welches beim Asthma zu einer Reduktion des Bronchiallumens führt, findet ebenfalls sowohl in den großen als auch den kleinen Atemwegen statt und konnte für alle Asthma-Schweregrade nachgewiesen werden⁴. Daher erscheint eine inhalative Therapie, die sowohl bei Asthma als auch bei einer COPD* die Entzündung in den großen und kleinen Atemwegen adressiert, sinnvoll¹.

Partikelgröße entscheidend für den Zugang zu den kleinen Atemwegen

Um auch die peripheren Atemwege zu erreichen, ist u. a. die Partikelgröße des zu inhalierenden Wirkstoffes von Bedeutung. Inhalativa mit einer konventionellen Teilchengröße (> 2 µm) erreichen kaum die distale Lunge. Unterschieden werden extrafeine Partikel und nicht-extrafeine Partikel. Die Einordnung der Partikelgröße richtet sich nach dem MMAD (Mass Median Aerodynamic Diameter), der laut Definition für extrafeine Partikel weniger 2 Mikrometer beträgt. Ein nicht-extrafeiner Partikel hat eine gemittelte Partikelgröße von mehr als zwei Mikrometer Durchmesser⁵. Die Partikelgröße korreliert nachgewiesen mit der Lungendeposition¹.

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Therapeutische Erreichbarkeit des gesamten Bronchialbaums

Welche Rolle die therapeutische Erreichbarkeit der gesamten Lunge und die Partikelgröße einer ICS/LABA-Wirkstoffkombination bei der Behandlung von Asthma und COPD spielt, erläutert Prof. Omar Usmani, London:

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Extrafeine Partikel ermöglichen gleichmäßige Deposition

Szintigrafische Studien konnten für die extrafeine Fixkombination aus dem inhalativen Kortikosteroid Beclometason (ICS) und dem langwirksamen ß2-Mimetikum Formoterol (LABA) eine hohe und gleichmäßige Deposition in der gesamten Lunge bei Asthmatikern und Patienten mit COPD nachweisen⁶⁻⁷ (Abb.1). Diese extrafeinen Wirkstoffpartikel sind mit einer Größe von circa 1,5 µm nur halb so groß wie die Wirkstoffpartikel anderer nicht-extrafeiner Fixkombinationen (bezogen auf MMAD)⁵.

Extrafeines ICS/LABA: Gleiche Effektivität bei niedrigerer Wirkstoffdosierung

Mit einer extrafeinen Formulierung kann eine hohe und gleichmäßige Deposition der Wirkstoffe in der gesamten Lunge erreicht werden, was sich scheinbar positiv auf die benötigte Wirkstoffdosierung auswirkt⁶⁻⁸. Beispielweise zeigten Singh et al., dass hinsichtlich des morgendlichen prä-Dosis-FEV1 (forced expiratory volume in 1 second) von COPD-Patienten kein signifikanter Unterschied zwischen der Therapie mit Fluticason/Salmeterol (500 µg/50 µg zweimal täglich) oder Beclometason/Formoterol (200 µg/12 µg zweimal täglich) in extrafeiner Formulierung bestand⁸.

 

In mehreren Studien hat sich die extrafeine Formulierung aus Beclometason und Formoterol im Vergleich mit nicht-extrafeinen ICS-LABA Fixkombinationen als vorteilhaft sowohl für Asthma- als auch COPD-Patienten erwiesen. Die Studienergebnisse befinden sich kompakt zusammengefasst in der folgenden Studienübersicht (Tab. 1).

Vorteile einer extrafeinen Wirkstoffformulierung für Asthma- und COPD-Patienten

Referenz Studiendesign Ergebnisse
Klinische Studien Crisafulli E et al. Exp Rev Resp Med 2016; 10: 481-490
  • Review zur Anwendung von ICS/LABA- Fixkombinationen
  • Fokus auf BDP/Formoterol 100/6 ug
  • Extrafeines BDP/Formoterol zeigt im Vergleich zu anderen nicht-extrafeinen ICS/LABA-Fixkombina-tionen eine gleichmäßigere Verteilung im Bronchialbaum und erreicht die kleinen Atemwege.
  • Das Sicherheitsprofil ist vergleichbar mit anderen nicht-extrafeinen ICS/LABA-Kombinationen.
De Backer J et al. J Aerosol Med Pulm Drug Deliv 2015; 28: 88-99
  • Offene, prospektive Pilotstudie
  • 27 Patienten, COPD Stadium II-IV (FEV1/FVC-Ratio < 0,70)
Extrafeines BDP/Formoterol verbessert die Lungenfunktionsparameter und reduziert die Oberblähung.
Singh D et al. BMC Pulm Med 2014; 14: 43
  • Multizentrische, randomisierte, Doppelblindstudie
  • 419 Patienten mit moderater bis schwerer COPD (FEV1 < 60%)

Die FUTURE (Foster Upgrades TherapeUtic care in Respiratory Disease)-Studie ergab innerhalb von zwölf Wochen unter der extrafeinen BDP/Formoterol-Kombination eine klinisch relevante Verbesserung der Lebensqualität", nicht jedoch unter Fluticason/Salmeterol. " Ermittelt mit dem SGRQ; Das primäre Studienziel war der Nachweis der Äquivalenz bei der Behandlungen in Bezug auf den „Transition Dyspnoea Index" (TDI) und der Nachweis der Oberlegenheit von FOSTER® in Bezug auf die Veränderung beim Prä-Dosis FEV in den ersten 30 Minuten.

Barnes Net al. Pulm Pharmacol Ther 2013; 26: 555-561
  • Crossover von FP/Salmeterol (500/100 pg/d, belie biger Inhalator) zu (i) HFA-BDP/Formoterol (200/12 ug 2x/d) vs. (ii) DPI-FP/Salmeterol (250/50 ug 2x/d)
  • 416 Asthma-Patienten
  • 12 Wochen
  • Vergleichbare Wirksamkeit (FEV, vor der ersten morgendlichen Inhalation) der Behandlungen.
  • Aufrechterhalt der Asthmakontrolle bei den Patienten, die von FP/Salmeterol (500/100 ug/d, beliebiger Inhalator) auf HFA-BDP/Formoterol wechselten (ACQ-7).
Corda L et al. Allergy Asthma Proc 2011; 32: 29-34
  • HFA-BDP/Formoterol (200/12 ug 2x/d) vs. DPI-FP/Salmeterol (250/50 pg 2x/d)
  • 8 Asthmapatienten 
  • 24 Wochen
  • Signifikante Verbesserung der Dysfunktion der kleinen Atemwege (Verschlussvolumen) unter extrafeinem BDP/Formoterol vs. nicht-extrafeinem FP/Salmeterol.
  • Vergleichbare Verbesserung der Asthmakontrolle (ACT) unter beiden Behandlungen.
Huchon Get al. Respir Med 2009; 103: 41-49
  • HFA-BDP/Formoterol (200/12 pg 2x/d) vs. einzeln inhaliertem CFC-BDP (500 pg 2x/d) plus DPI-Formo-terol (12 ug 2x/d) vs. CFC-BDP allein (500 ug 2x/d)
  • 645 Asthma-Patienten
  • 24 Wochen
  • Extrafeines BDP/Formoterol war vergleichbar wirksam (PEF, Spirometrie) wie einzeln verabreichtes CFC-BDP plus Formoterol und wirksamer als CFC-BDP allein.
  • Signifikant überlegene Verbesserung der Asthmakontrolle mit HFA-BDP/Formoterol vs. einzeln inhaliertes CFC-BDP plus Formoterol und CFC-BDP allein.
Real-Life-Studien Price D et al. Prim Care Respir J 2013; 22: 439-448
  • Retrospektive Kohortenstudie in Großbritannien
  • Wechsel von FP/Salmeterol zu (i) Verbleib auf FP/ Salmeterol (n= 1.146) oder zu neuer Behandlung (ii) HFA-BDP/Formoterol (n = 382) in äquivalenter oder niedrigerer ICS-Dosierung
  • 1.582 Asthma-Patienten insgesamt
  • 1 Jahr
  • Signifikant bessere Ergebnisse mit HFA-BDP/Formoterol im Hinblick auf Asthmakontrolle (Kombination aus keine Notwendigkeit stationärer Behandlung, Verordnung von oralen Kortikoiden, unteren Atemwegsinfektionen und begrenztem Gebrauch kurzwirksamer Betamimetika [SABA]).
  • Vergleichbare Exazerbationsraten bei Wechsel nach (i) oder (ii).
Allegra Let al. Respir Med 2012; 106: 205-214
  • Crossover-Beobachtungsstudie in Italien
  • HFA-BDP/Formoterol (n = 454) vs. DPI-BUD/Formo- terol (n = 453) vs. DPI-FP/Salmeterol oder HFA-FP/ Salmeterol (n = 473)
  • 2.853 Asthma-Patienten insgesamt
  • Signifikant bessere Asthmakontrolle (ACT) mit HFA-BDP/Formoterol vs. DPI-BUD/Formoterol (76 vs. 69% der Patienten) und vergleichbar vs. DPI-FP/Salmeterol (71% der Patienten) bei Behandlung > 1 Monat.
  • Signifikant bessere gesundheitsbezogene Lebensqualität (EQ-5D) mit HFA-BDP/Formoterol vs. DPI-FP/Salmeterol, vergleichbare Werte vs. DPI-BUD/Formoterol.
  • Höhere mittlere ICS-Dosis für Aerosole mit großen Wirkstoffpartikeln von DPI-BUD/Formoterol und DPI-FP/Salmeterol im Vergleich mit Aerosolen mit kleinen Wirkstoffpartikeln von HFA-BDP/Formoterol (590, 675 bzw. 311 ug).
Terzano Cet al. Respir Res 2012; 13:112
  • Prospektive Beobachtungsstudie in Italien • HFA-BDP/Formoterol (n = 301) vs. DPI-BUD/Formo- terol (n = 145) vs. DPI-FP/Salmeterol oder HFA-FP/ Salmeterol (n = 123)
  • 1.017 Asthma-Patienten
  • 12 Monate
  • Signifikant mehr Patienten erreichten eine komplette Asthmakontrolle (ACT) mit HFA-BDP/Formoterol als mit DPI-BUD/Formoterol
  • Die gesundheitsbezogene Lebensqualität (EQ-5D) war mit HFA-BDP/Formoterol signifkant besser als mit DPI-BUD/Formoterol.
Müller Vet al. BMC Pulm Med 2011; 11:40
  • Crossover-Beobachtungsstudie in Ungarn
  • HFA-BDP/Formoterol (n = 53) vs. DPI-BUD/Formo- terol (n = 33) vs. DPI-FP/Salmeterol (n = 25)
  • 111 Asthma-Patienten insgesamt

Signifikante Verbesserung des Asthmakontroll-Scores, im Tagessymptom-Score und bei der Notfallmedikation mit HFA-BDP/Formoterol vs. DPI-BUD/Formoterol und vs. DPI-FP/Salmeterol bei Behandlung > 4 Wochen.

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