Frühgeborener Säugling mit Beatmungsmaske

Synchronisierte NIPPV im Kreißsaal

5 Minuten

Synchronisiert man die nicht-invasive positive Druckbeatmung (NIPPV) mit den spontanen Atemmanövern von Frühgeborenen, erreicht man in der Regel eine effektivere Lungenbelüftung, da das Atemvolumen nicht auf eine geschlossene Glottis trifft. Möglicherweise würden sehr unreife Frühgeborene von dieser Beatmungsform bereits während der respiratorischen Transition im Kreißsaal profitieren – doch dazu gab es bislang keinerlei Studiendaten. Eine kleine Pilotstudie hat nun geprüft, ob eine effektive synchronisierte NIPPV während der Erstversorgung überhaupt möglich ist.

Die meisten extrem unreifen Frühgeborenen atmen nach der Geburt zwar spontan, erschöpfen sich jedoch rasch und benötigen deshalb im Verlauf häufig eine mechanische Beatmung. Aufgrund der damit verbundenen Gefahren von Baro-, Volu- und Biotrauma kommen nicht-invasive Unterstützungsmaßnahmen wie die nicht-invasive positive Druckbeatmung (NIPPV) zum Einsatz. Synchronisiert man NIPPV mit den spontanen Atemexkursionen des Kindes, wie es in vielen neonatologischen Intensivstationen praktiziert wird (sNIPPV), kann dies die inspiratorische Atemarbeit deutlich reduzieren.

 

Daher erscheint es plausibel, dass sNIPPV bereits im Kreißsaal die postnatale Transition bei spontan atmenden extrem unreifen Frühgeborenen sinnvoll unterstützen könnte. Da die Synchronisation dafür sorgt, dass Druck und Volumen nur dann appliziert werden, wenn das Kind spontan einatmet, ist gewährleistet, dass die Stimmlippen geöffnet sind und die Atemluft tatsächlich in die Lunge gelangt.

 

Dass sNIPPV in der Lage ist, bei zuvor beatmeten Frühgeborenen zum Extubationserfolg beizutragen und das Risiko für Reintubation und für die Entstehung einer bronchopulmonalen Dysplasie (BPD) im Vergleich zu CPAP zu senken, ist durch randomisierte Studien gut belegt. Doch Daten zum frühen Einsatz von sNIPPV unmittelbar nach der Geburt fehlten bislang. Am Universitätsklinikum Tübingen hat daher nun eine kleine, prospektive Pilotstudie geprüft, ob der Einsatz von sNIPPV bereits während der Erstversorgung im Kreißsaal machbar und sicher ist. Eingeschlossen wurden zehn Frühgeborene, die zwischen April 2022 und Oktober 2023 mit mindestens 26 und maximal 32 Gestationswochen (median 28,8 Wochen) zur Welt gekommen sind.

 

Für die Synchronisation wurde bei diesen Kindern eine Graseby-Kapsel auf Nabelhöhe an der seitlichen Bauchwand fixiert; mittels respiratorischer Induktionsplethysmographie (RIP) wurden die spontanen Atemzüge des Kindes gemessen. Spontane Atemmanöver wurden mit einer maximalen Inspirationszeit von 0,3 Sekunden und einem inspiratorischen Spitzendruck von 20 cm H2O sowie einem positiven endexspiratorischen Druck von 6 cm H2O und einem initialen inspiratorischen Sauerstoffanteil von 0,3 unterstützt.

 

Das Anbringen der Graseby-Kapsel und die Einleitung der sNIPPV benötigte im Schnitt 44 Sekunden. Danach wurde die Atmungsunterstützung für 10 Minuten fortgesetzt. In diesem Zeitraum wurden insgesamt 4714 Atemzüge registriert und ausgewertet. Die Synchronisierungsrate betrug bei den ersten 5 Kindern 57 %. Bei diesen Kindern war eine Backup-Rate von 60/min programmiert. Da diese hohe Backup-Rate viele spontane Atembemühungen blockierte, wurde sie bei den folgenden 5 Frühgeborenen auf 40/min gesenkt. Dadurch erhöhte sich die Synchronisierungsrate auf 75 %. Trotz sNIPPV konnten alle zur Erstversorgung erforderlichen Interventionen erfolgreich durchgeführt werden. Nebenwirkungen wie Hautläsionen oder Air leaks traten nicht auf.

 

Diese kleine Pilotstudie hat gezeigt, dass es möglich und sicher ist, sNIPPV unter Kreißsaalbedingungen in weniger als einer Minute einzuleiten und dabei bereits während der Erstversorgung eine gute Synchronisierungsrate zu erreichen. Zukünftige größere Studien sollten prüfen, ob sich mithilfe einer so frühen sNIPPV physiologische Parameter wie die Sauerstoffsättigung verbessern und die Intubationsrate im Kreißsaal senken lassen. 

Referenzen

Warth PP, Rüegger CM, Gaertner VD, Braun W, Molnar K, Brozek J, Poets CF, Springer L. Synchronised non-invasive intermittent positive pressure ventilation in very preterm infants after birth: a feasibility study. Acta Paediatr. 2025 Jul 16. doi: 10.1111/apa.70220. Epub ahead of print.

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