Lebendorganspende in Deutschland
Die rechtliche Lage in Deutschland
Psychosoziale Belastungen vor Spende
Das körperliche, psychische und soziale Wohlbefinden einiger Spender*innen kann vor der Operation stark beeinträchtigt werden.1 Der Großteil fühlt sich vor der Spende jedoch wenig eingeschränkt.1 Die folgenden Faktoren tragen zu einer erhöhten psychosozialen Belastung bei:
- Sorge um die Organempfänger*innen
Für viele Spender*innen steht präoperativ die Sorge um die Organempfänger*innen im Mittelpunkt, insbesondere bei einem sehr engen Näheverhältnis.1
- Spendeentscheidung
Eine anhaltende Unsicherheit bezogen auf die Spendeentscheidung steht mit einem ungünstigeren psychosozialen Outcome in Verbindung.1 Eine verringerte Unsicherheit wurde bei Spender*innen mit hoher Lebensqualität, familiärer Unterstützung und emotionaler Nähe zum/zur Empfänger*in beobachtet.1
- Moralische Verpflichtung
Die Mehrzahl der Spender*innen bewertet die Option der Lebendspende positiv, doch einige Spender*innen berichten auch von einem Gefühl moralischer Verpflichtung oder sogar subtilem bis explizitem Druck, beispielsweise seitens der Familie oder behandelnden Ärzt*innen.1 Insbesondere, wenn keine weiteren Spender*innen zur Verfügung stehen und die Aussichten auf eine zeitnahe postmortale Spende gering sind, kann das Gefühl einer moralischen Verpflichtung eine enorme Belastung sein.1
- Medizinische Untersuchungen
Die notwendigen Untersuchungen und Wartezeit bis zum Vorliegen aller Befunde wirken sich belastend auf die Psyche der Spender*innen aus.1 Hinzu kommen die Angst vor möglicherweise bedrohlichen Befunden (z. B. Erstdiagnose einer schweren Erkrankung) sowie vor der Operation als zusätzlich Belastung.1
Psychosoziale Belastungen nach Spende
Obwohl der Großteil der Spender*innen nach einem günstigen Verlauf der Transplantation eine Entlastung verspüren, so kommt es bei einigen Spender*innen zu langanhaltenden Belastungen (> 6 Monate nach Spende).1 Diese manifestieren sich in einer Verschlechterung ihrer körperlichen und psychischen Lebensqualität sowie einen Anstieg an Fatigue und an depressiven Symptomen.1
- Postoperative Lebensqualität: Familie und Beruf
Einigen Spender*innen berichten von der Sorge nach Transplantation ihrer Verantwortung der Familie gegenüber, insbesondere der Kinder, nicht mehr gerecht werden zu können.1 Zudem kann die Vereinbarkeit der Lebendspende mit der beruflichen Tätigkeit für einige Spender*innen problematisch sein.1 Das Ausmaß ist dabei abhängig von der Unterstützung durch den/der Arbeitsgeber*in und der körperlichen Belastung.1 Bereits 2012 wurde durch verschiedene Gesetzesänderungen versucht, die Belastungen durch berufliche und finanzielle Einschränkungen für Spender*innen weitgehend zu verhindern.1
- Psychische Belastung in Zahlen: Angststörungen, Depression und Fatigue
Studien zeigten, dass insgesamt bis zu 67 % aller Spender*innen von Angststörungen und bis zu 47 % von einer Depression betroffen waren.4 Die Häufigkeit einer Depression war für Nieren- und Leberspender*innen vergleichbar hoch.1 Eine Depression wurde bei etwa bis zu 47 % der Nierenspender*innen und etwa bis zu 34 % der Leberspender*innen festgestellt.1 Eine Fatigue kam bei Nierenspender*innen hingegen häufiger vor als bei Leberspender*innen.1
Kritik an den Erhebungen
Fazit
Referenzen
- Deutsche Gesellschaft für Psychosomatische Medizin und Ärztliche Psychotherapie e.V. (DGPM), Deutsches Kollegium für Psychosomatische Medizin e.V. (DKPM): Psychosoziale Diagnostik und Behandlung von Patientinnen und Patienten vor und nach Organtransplantation. 1. Version 2022. URL: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/051-031.html (zuletzt aufgerufen 26.02.2024).
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Organspende, Bei der Lebendorganspende werden Organe oder Organteile von lebenden Menschen übertragen, URL: https://www.organspende-info.de/lebendorganspende/ (zuletzt aufgerufen 26.02.2024).
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Organspende, Statistiken zur Organspende für Deutschland und Europa, URL: https://www.organspende-info.de/zahlen-und-fakten/statistiken/ (zuletzt aufgerufen 26.02.2024).
- Ong JQL et al. Gen Hosp Psychiatry. 2021; 70: 51–75.
- Diplomarbeit: Schwane MH. Die Lebensqualität von NierenlebendspenderInnen an der Medizinischen Universität Graz ein Jahr nach der Lebendspende, Medizinischen Universität Graz, 2015.
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