ein Baby mit einem Schlauch im Gesicht

Läuft die synchronisierte NIPPV dem CPAP den Rang ab?

2 Minuten

CPAP (continuous positive airway pressure) ist zwar nach wie vor der Goldstandard für die Atemwegsunterstützung bei Frühgeborenen mit drohendem Atemnotsyndrom (RDS), doch alternative Verfahren der nicht-invasiven Beatmung werden intensiv untersucht und diskutiert. Vor allem die synchronisierte nasale intermittierende Druckbeatmung (sNIPPV) gewinnt zunehmend an Bedeutung. Die Synchronisation der nasalen Beatmung trägt zu einer stabileren Atmung bei. Studien belegen, dass sich durch sNIPPV in der Primärversorgung oder nach Extubation der Bedarf für mechanische Beatmung bzw.


Reintubation effektiv senken lässt. Daher wird sNIPPV in den aktualisierten Leitlinien erstmals als gleichwertige Alternative zu CPAP für die Primärversorgung von Frühgeborenen unter 30 Gestationswochen empfohlen. Darüber hinaus stellen die Autoren fest, dass sNIPPV das BPD-Risiko und die Notwendigkeit invasiver Beatmung senkt und es nach Extubation seltener zu Re-Intubationen kommt, wenn beim Weaning sNIPPV zum Einsatz kommt.

High-flow nur, wenn CPAP oder NIPPV als Backup verfügbar sind

Hinsichtlich der nasalen High-flow-Therapie (HFNC = high flow nasal cannulae) positionieren sich die Leitlinien zurückhaltender als in der Vorauflage. In Vergleichsstudien kam es sowohl bei der Primärversorgung mit HFNC als auch beim Weaning nach Extubation häufiger zum Therapieversagen als unter CPAP. Andererseits ist bei HFNC die Gefahr nasaler Traumen deutlich reduziert, Pneumothoraces treten seltener auf, die Frühgeborenen scheinen es besser zu tolerieren und auch von vielen Eltern und vom Pflegepersonal wird es häufig präferiert. Daher wurde die Empfehlung für HFNC nicht zurückgenommen.


Das Verfahren sollte aber nur dann zum Einsatz kommen, wenn die Möglichkeit besteht, bei Therapieversagen auf CPAP oder NIPPV umzustellen.

Hochfrequenz-Oszillationsbeatmung erhält eine klare Empfehlung

Trotz aller Bemühungen bleibt rund der Hälfte aller Frühgeborenen unter 28 Gestationswochen eine Intubation mit invasiver Beatmung nicht erspart. Um Lungenüberblähungen und Atelektasen zu vermeiden, ist dabei der Volumen-kontrollierten Beatmung (VTV) der Vorzug zu geben. Die Leitlinien legen sich dabei erstmals hinsichtlich des empfohlenen Beatmungsdrucks fest: Bei einem angestrebten Tidalvolumen von 5 ml/kg sollte der maximale inspiratorische Spitzendruck (PIP) zwischen 25 und 30 cm H2O liegen.

 

Alternativ zur VTV (volume-targeted ventilation) wird nun auch die Hochfrequenz-Oszillationsbeatmung (HFOV) als Beatmungsverfahren der ersten Wahl empfohlen. Im Vergleich zu konventionellen Beatmungsverfahren scheint es unter HFOV seltener zur BPD-Entwicklung zu kommen. Lungenprotektiv dürften dabei insbesondere die sehr geringen Tidalvolumina wirken, die bei HFOV appliziert werden.

Milde Hyperkapnie beim Weaning ist okay

Da man versucht, die Dauer der invasiven Beatmung zu minimieren und die Frühgeborenen so früh wie möglich zu extubieren, darf man während des Weanings eine moderate Hyperkapnie in Kauf nehmen – vorausgesetzt, dass der pH nicht unter 7,22 absinkt. Zwar ist nach wie vor unklar, wie hoch der optimale Kohlendioxid-Partialdruck (pCO2) ist. Doch zwischen 5 und 7 kPa befindet man sich wahrscheinlich auf der sicheren Seite. Zu hoch sollte der pCO2 nicht ansteigen, da schwere Hyperkapnien mit intraventrikulären Blutungen, nekrotisierender Enterokolitis, BPD und Frühgeborenen-Retinopathie assoziiert sind. Andererseits besteht bei Hypokapnie ein erhöhtes Risiko für periventrikuläre Leukomalazien. Während der mechanischen Beatmung sollte der pCO2 daher nicht unter 4,7 kPa (35 mmHg) abfallen, um Hirnschädigungen zu vermeiden.

 

Referenzen:

 

Sweet DG, Carnielli V, Greisen G, et al. European Consensus Guidelines on the Management of Respiratory Distress Syndrome – 2019 Update. Neonatology 2019; 115: 432–51.

 

Sweet DG, Carnielli V, Greisen G, et al. European Consensus Guidelines on the Management of Respiratory Distress Syndrome – 2022 Update. Neonatology
2023; 120(1): 3–23

2 Minuten

Inhalt teilen