Zusammensetzung des Darmmikrobioms
Divers und dynamisch
Das genetische Material der Darmmikrobiota umfasst 150-mal so viele Gene wie das menschliche Genom und unterscheidet sich stark zwischen Individuen.2 Nur etwa ein Drittel des Mikrobioms von zwei verschiedenen Menschen ist gleich.1,2
Obwohl die Zusammensetzung des Darmmikrobioms nach vollständiger Entwicklung im Kindesalter im weiteren Lebensverlauf relativ konstant bleibt, kann es durch innere und äußere Faktoren beeinflusst werden.1,2,4 Bekanntermaßen haben Antibiotika einen Einfluss auf das Darmmikrobiom, doch auch nicht-antibiotische Medikamente, wie Antipsychotika, Antimetabolite und Calciumkanalblocker, können sein Gleichgewicht stören.1,5
Intrinsische Einflüsse1,2,4
- Alter
- Geschlecht
- Immunprozesse
- Wirtsphysiologie (biochemische Vorgänge im Menschen)
- Krankheit
- Gene
Extrinsische Einflüsse1,2,4,5
- Essgewohnheiten
- Rauchen
- Alkoholkonsum
- körperliche Aktivität
- Stress
- Wohnort, sowie geographische Lage (das Vorkommen von Mikroorganismen ist je nach Lage, z. B. städtisch oder ländlich, und Land unterschiedlich)
- Medikamenteneinnahme (z. B. Antibiotika, Antipsychotika, Antimetabolite, Calciumkanalblocker)
Funktionen
Darmbakterien sowie ihre Produkte, wie beispielsweise ihre Metabolite, beeinflussen verschiedene physiologische Prozesse im menschlichen Körper, unter anderem:1-3
- Regulierung des Immunsystems
- Pathogen-Resistenz
- Schutz vor Infektionen
- Nahrungsabbau/Verdauung
- Biosynthese von Vitaminen und Neurotransmittern
Relevanz des Darmmikrobioms für Transplantationen
Folgen des veränderten Darmmikrobioms nach Transplantation
Veränderungen des Darmmikrobioms scheinen eine Vorhersage über eine potenzielle Transplantatabstoßung zu ermöglichen.1,3 Studien zeigten, dass die Zunahme bestimmter Bakterienstämme mit erhöhten Abstoßungsraten und vermehrten unerwünschten Ereignissen assoziiert war2:
- Proteobakterien führten zu pro-inflammatorischen Prozessen, die zu einer Abstoßung nach Allotransplantationen führten.1
- Auch ein verschlechtertes Verhältnis von Proteobakterien und Firmicuten sowie eine reduzierte Anzahl an Bacteroidetes sind mit einer erhöhten Abstoßungswahrscheinlichkeit assoziiert.1
- Bifidobakterien verminderten pro-inflammatorische Zytokine, mit der Folge einer reduzierten Immunaktivität.1
- Bei Lebertransplantationspatient:innen mit kognitiven Beeinträchtigungen nach Transplantation wurde eine vermehrte Anzahl an Proteobakterien und Enterobacteriaceae gefunden.2
- Nierentransplantationspatient:innen, die nach Transplantation eine Diarrhö entwickelten, wiesen eine verringerte Anzahl an Bacteroidetes auf.2
Maßnahmen für eine verbesserte Darmflora
Was Ihre Patient*innen tun können1,3,6
Ernährungsumstellung
- je ausgewogener die Ernährung, desto diverser das Darmmikrobiom
- pflanzenbasierte Ernährungsweise
- Verzicht auf einfache Zucker
Präbiotika
- sind nicht verdaubare Lebensmittelbestandteile und wichtige Nährstoffe für Darmmikroorganismen, die das mikrobielle Wachstum fördern
- z. B. Inulin aus Pastinaken, Chicoree und Knoblauch
- z. B. Fructooligosaccharide aus Bananen, Haferflocken, Roggen, Spargel und Tomaten
Probiotika
- sind lebende Mikroorganismen, die über die Nahrung aufgenommen werden können
- z. B. in Sauerkraut, Natur-Joghurt, Kefir oder Kimchi
ausreichend trinken
regelmäßige Bewegung
Reduktion von Stress
Verzicht auf übermäßige Hygiene
- der wiederholte Kontakt mit Mikroorganismen ist wichtig für die mikrobielle Vielfalt im Darm
- zu häufiger Einsatz von Desinfektionsmitteln im heimischen Umfeld sowie zu häufiges Duschen sollten daher vermieden werden
Mögliche Maßnahmen, mit denen Sie Ihre Patient*innen unterstützen können1,3,7
Verzicht auf Breitspektrumantibiotika
- gezielter Einsatz von Antibiotika mit geringerem Einfluss auf das Darmmikrobiom
erweiterte Eskalationsstufen:
Fäkale Mikrobiota-Transplantation
- die Übertragung von Fäkalien von einer Person auf eine andere kann eine Darmdysbiose verhindern und ein diverses Mikrobiom wiederherstellen
Phagentherapie
- Bakteriophagen regulieren das Darmmikrobiom
- Identifikation und Angriff von übermäßigen Ansammlungen von Mikroorganismen
- Aufrechterhaltung der Darmhomöostase
Referenzen
- Baghai Arassi M et al. Pediatr Transplant. 2020; 24(7): e13866.
- Chong PP et al. Blood Rev. 2020; 39: 100614.
- Vindigni SM et al. Expert Rev Clin Immunol. 2015; 11(7): 781-783.
- Cresci G et al. Nutr Clin Pract. 2015; 30(6): 734-746.
- Maier L. Biospektrum. 2019; 25: 707-710.
- Focus Online. Darm-Expertin Michaela Axt-Gadermann: Gesunder Darm beugt Krankheiten vor – 5 Maßnahmen nützen ihm, auf eine sollten Sie verzichten. URL: https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/gesunde-darmflora-5-dinge-tun-gut-und-eine-sache-sollten-sie-meiden_id_83097926.html (zuletzt aufgerufen 20.04.2023).
- Brüssow H. Biol. unserer Zeit. 2020; 50(3): 200-207.
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