Eine Hand tippt auf ein Tablet, welches Statistiken zeigt

ESOT 2023: Digitalisierung

Telemedizin und ‑monitoring, Apps, Web, Social Media

4 Minuten

Digitale Technologien können den Zugang zu Spender­organen und die Versorgung nach einer Transplantation (Tx) verbessern – werfen aber auch neue Probleme auf. Auf dem Kongress der European Society for Organ Transplantation (ESOT) 2023 wurden die medizinischen und ethischen Aspekte der Digital­isierung in unterschiedlichen Kontexten der Transplantations­medizin diskutiert.

Social Media, eHealth-Apps sowie Zoom & Co. schaffen neue Kommunikations- und Behandlungswege für Tx-Patient*innen und ‑Mediziner*innen. Möglichkeiten der Gestaltung und Nutzung dieser technischen Optionen wurden auf dem ESOT vorgestellt.

Digitale Wege zur Förderung von Lebend­spenden

Suche nach potenziellen Spender*innen mittels Social Media

 

In einigen Ländern sind Lebend­organspenden an nicht verwandte bzw. bekannte Empfänger*innen, z. B. als Cross-over-Spende oder sogar als ungerichtete, altruistische Spende erlaubt. Bei der Suche und Auswahl potenzieller Spender*innen werden dort bereits vermehrt digitale Kanäle genutzt, wie auf dem ESOT berichtet wurde. Aktuell sind die rechtlichen Grundlagen für die Suchen nach potenziellen Spender*innen über Social Media in den meisten dieser Länder nicht abschließend geklärt.1,2 Darüber hinaus wirft diese Vorgehensweise eine Reihe ethischer Frage­stellungen auf2, trägt jedoch auch dazu bei, die Wahr­scheinlichkeit für eine Lebend­spende zu erhöhen und damit die Prognose für Transplantations­patient*innen zu verbessern.1,2 Deswegen plädierten die Expert*innen für eine nicht-prohibitive Regulierung1,2 und empfahlen Transplantations­mediziner*innen, ihre Patient*innen bei der Suche nach Spender*innen über Social Media ggf. proaktiv zu unterstützen. Dies kann z. B. darin bestehen, bei der Formulierung fachlich korrekter Posts zu helfen oder selbst Internet­recherche betreiben, um potenzielle altruistische Spender*innen zu prüfen.2

Nutzung digitaler Kanäle zur Aufklärung und Edukation

Eine weitere Möglichkeit neue Technologien einzusetzen, um die Information und den Zugang zu Lebend­spenden zu verbessern, ist die virtuelle Edukation potenzieller Spender*innen und Empfänger*innen von Lebend­organspenden im privaten Setting.Während Video-Konferenzen während der Covid-19-Pandemie erforderlich waren, um überhaupt weiterhin Menschen zur Lebend­spende aufzuklären, zeigt sich nun, dass dieser Ansatz auch lang­fristig effektiv sein und die Reich­weite des Informations­transfers verbessern kann. Insbesondere hybride Modelle können auch die Nachteile der virtuellen Kommunikation, wie z. B. geringere emotionale Unterstützung, abmildern. Darüber hinaus wurde die Relevanz von Online-Informations­angeboten betont, die von der überwiegenden Mehr­heit von Betroffenen als wichtige Informations­quelle angesehen werden und deren fachliche und didaktische Qualität mit Fokus auf das interaktive Potenzial daher von entscheidender Bedeutung ist.3

Tele­medizin in der ambulanten Versorgung von Tx-Patient*innen

Auch in der Nach­sorge wurden tele­medizinische Ansätze durch die Covid-19-Pandemie befördert. Auf dem ESOT wurden erste Studien vorgestellt, die diese Verfahren hinsichtlich Effektivität und Akzeptanz untersuchten.

 

Dabei belegen zwei Studien aus Frankreich vergleichbare Wirk­samkeit, Sicher­heit und Kosten­effizienz von persönlichen Nachsorge­terminen und Video­konsultationen.4,5 Bei deutschen Patient*innen konnte mittels Tele­monitoring die überwiegend gute Kontrolle des Blut­drucks nach einer Nieren-Tx nachgewiesen werden.6 Mehrere Untersuchungen in England, den USA und Deutschland zeigen, dass die Mehr­heit der Patient*innen Tele­monitoring-Angebote positiv bewertet und nutzt.7-9 Die Adhärenz zur jeweiligen Anwendung war im ersten Jahr nach der Tx hoch8,9, allerdings nahm die Nutzung mit zunehmender zeitlicher Distanz zur Tx ab.9

 

Eine Befragung von Tx-Patient*innen in Frank­reich und Polen ergab, dass die Akzeptanz mobiler Gesundheits­anwendungen besonders gut war, wenn die App direkt mit dem Tx-Zentrum in Verbindung steht.10 Als relevante Funktionen einer App wurden Termin­management, Zugang zu medizinischen Unterlagen, Monitoring und Edukation identifiziert. Haupt­bedenken bezogen sich auf die Daten­sicherheit.10

Referenzen

  1. Dor F. www.i_need_a_donor. ESOT 2023; 18.09.2023; Athen; Solution Room Session.
  2. Barmstedt K & Moorlook G. Ethical and legal issues in using social media for identifying donors. ESOT 2023; 18.09.2023; Athen; Solution Room Session.
  3. Massey E. From home education to web education. ESOT 2023; Athen; 18.09.2023; Solution Room Session.
  4. Houzet A. et al. A randomized controlled trial of eHealth program follow-up based on a 1-year-prediction of long-term graft failure (KTFS) in kidney transplantation. ESOT 2023; 18.09.2023; Athen; Full Oral Session, Abstract OS17_7.
  5. Mariat C. et al. A randomized controlled study of telemonitoring in kidney transplant recipients: interim results of the AP`Tx trial. ESOT 2023; 19.09.2023; Athen; Full Oral Session, Abstract OS5_7.
  6. Naik M. et al. Blood pressure measurements in a regular telemedicine service after renal transplantation in different age groups. ESOT 2023; 19.09.2023; Athen; Focus Group Session, Abstract FG11_8.
  7. Byrne C. Telemedicine 2.0: Outpatient telemedicine clinics – implementations, advantages and pitfalls. ESOT 2023; Athen; 19.09.2023; Fishbowl Session.
  8. Hezer B. et al. Uptake of home-monitoring after kidney transplantation: a retrospective analysis. ESOT 2023; 19.09.2023; Athen; Full Oral Session, Abstract OS5_8.
  9. Naik M. et al. Measurement frequency of blood pressure in newly kidney transplanted patients drops over time in regular telemedicine surveillance. ESOT 2023; 19.09.2023; Athen; Focus Group Session, Abstract FG11_6.
  10. Golebiewska J. et al. Expectations, concerns, and willingness toward the use of mHealth tools in liver and kidney transplant recipients: a pilot survey study. ESOT 2023; 19.09.2023; Athen; Focus Group Session, Abstract FG11_7.

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