Etwa jedes vierte Frühgeborene, das vor Ende der 32. Gestationswoche zur Welt kommt, erleidet eine intraventrikuläre Blutung (IVH) – eine Hauptursache für neonatale Morbidität und Mortalität. Wird die IVH überlebt, leiden viele Betroffene später unter entwicklungsneurologischen Verzögerungen oder Behinderungen. Schon lange hofft man, dass sich das neurologische Outcome dieser Kinder durch die Gabe von rekombinantem humanem Erythropoietin (rhEPO) verbessern lässt – in der Vorstellung, dass der Wachstumsfaktor im Gehirn wichtige Reparaturprozesse anstößt. Bislang gab es dazu allerdings kaum belastbare Daten aus randomisiert-kontrollierten Studien.
Dies will die multinationale, prospektive Repair of Cerebral Injury in Very Preterm Infants (EpoRepair)-Studie ändern. Zwischen April 2014 und August 2018 wurden insgesamt 121 sehr unreife Frühgeborene unter 32 Gestationswochen in die Studie eingeschlossen, nachdem sie innerhalb der ersten acht Lebenstage eine moderate bis schwere IVH entwickelt hatten. Die Kinder, die der Interventionsgruppe zugelost worden waren, erhielten dreimal je 2.000 U/kg rhEPO i.v. im Abstand von 24 Stunden sowie eine dritte und vierte Dosis nach 10 bzw. 17 Tagen. Den Kindern in der Kontrollgruppe injizierte man lediglich Kochsalzlösung.
Primärer Endpunkt ist der Gesamt-Intelligenzquotient im korrigierten Alter von fünf Jahren. Diese Daten liegen derzeit noch nicht vor. Als sekundäre Endpunkte wurden Mortalitäts- und Morbiditätsraten sowie die MRT-Bildgebung im postmenstruellen Alter von 40 Wochen untersucht. Diese Ergebnisse wurden aktuell veröffentlicht – und sind ernüchternd.
15 der 121 Kinder starben noch vor dem errechneten Geburtstermin – 10 davon in der Interventions- und 5 in der Kontrollgruppe. Dieser Unterschied war statistisch zwar nicht signifikant, sollte aber weiter untersucht werden. Hinsichtlich Frühgeborenen-Retinopathie, bronchopulmonaler Dysplasie, nekrotisierender Enterokolitis, fokaler intestinaler Perforation, Sepsisentwicklung oder behandlungsbedürftigem persistierendem Ductus arteriosus lagen beide Behandlungsarme gleichauf. Auch die kraniellen MRTs ergaben zwischen den Gruppen keine signifikanten Abweichungen.
Lediglich der Hämatokrit war bei den mit Erythropoietin behandelten Kindern im postmenstruellen Alter von 36 Wochen mit durchschnittlich 34,3 vs. 32,6 % signifikant höher. Außerdem wurden die Erythropoietin-behandelten Frühgeborenen tendenziell etwas länger stationär betreut (median 91 vs. 85 Tage).
Diese Ergebnisse sind insofern mit Vorbehalt zu interpretieren, da es sich lediglich um das kurzfristige Outcome handelt und die Daten zur neurokognitiven Entwicklung im Alter von fünf Jahren noch ausstehen. Kurzfristig war jedoch keinerlei protektiver Effekt von Erythropoietin bezüglich der klinischen Endpunkte oder in der Bildgebung nachweisbar.
Referenz:
Wellmann S, Hagmann CF, von Felten S, et al. Safety and short-term outcomes of high-dose erythropoietin in preterm infants with intraventricular hemorrhage: the EpoRepair Randomized Clinical Trial. JAMA Network Open 2022; 5: e2244744 rch Dis Child Fetal Neonatal Ed 2022; 0: F1–F7.
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