Das unterschätzte Risiko von BK-Viren nach der Transplantation
07.05.2024
2 Minuten
BKV zählen zu den größten Herausforderungen der Transplantationsmedizin, denn die Viren sind häufig für eine Transplantatdysfunktion und -abstoßung verantwortlich.1 Erfahren Sie mehr zu BKV und welche Behandlungsmaßnahmen für transplantierte Patient*innen zur Verfügung stehen.1
Was sind BK-Viren?
BKV gehören zur Familie der Polyomaviridae und enthalten eine doppelsträngige, zirkuläre DNA.1 Sie werden an Hand von Unterschieden innerhalb des Strukturproteins VP1, oder der Gensequenz in 12 Subgruppen eingeteilt.1 Wissenschaftler*innen vermuten, dass sich das Virus zeitgleich mit dem Menschen entwickelt hat, denn es kann bei einem Großteil der Menschheit nachgewiesen werden, wobei die Morbidität bei Gesunden gering ausfällt.1 Beispielsweise kommt das Virus bereits bei etwa 65 bis > 90 % der 5- bis 10‑Jährigen vor.1 Im Regelfall verläuft eine BKV-Infektion asymptomatisch oder mit nur milden, unspezifischen Symptomen.1 Nach der Primärinfektion verbleiben die Viren in der Niere, in Leukozyten im peripheren Blut und mutmaßlich im Gehirn.1
Was macht BKV zu einer Herausforderung bei Organtransplantation?
Nach der Primärinfektion können BKV durch eine Organtransplantation reaktiviert werden.1 Die Reaktivierung von BKV manifestiert sich bei:1
30–40 % als Virurie (massive Vorkommen von Viren im Urin)
10–20 % als Virämie (massive Vorkommen von Viren im Blut)
1–10 % als BKV-assoziierte Nephropathie
Bei bis zu 38 % der Patient*innen mit BKV-assoziierter Nephropathie kommt es zur Transplantatabstoßung.1 Dabei war bei etwa der Hälfte der Fälle eine Reduktion der Immunsuppression zur Therapie der Nephropathie Auslöser.1
Die BKV-assoziierte Nephropathie: Risikofaktoren
Es gibt verschiedene Faktoren, welche die Wahrscheinlichkeit für eine BKV-assoziierte Nephropathie beeinflussen.1,2 Diese können Virus-, Spender*innen- oder Empfänger*innenbezogen sein oder im Zusammenhang mit dem Transplantat stehen (siehe Tabelle 1).1,2
Der wichtigste Risikofaktor ist die Wahl der Immunsuppression, denn einige Immunsuppressiva scheinen das Risiko für eine BKV-Reaktivierung stark zu erhöhen bzw. zu verringern (siehe Tabelle 2).1 Andere haben keinen Einfluss:1
Screening: eine BKV-Reaktivierung erkennen
Eine BKV-Reaktivierung kann vor der Entstehung einer BKV-assoziierten Nephropathie ermittelt werden.1 Denn vor Entstehung einer BKV-assoziierten Nephropathie führt die erhöhte BKV-Replikation zunächst zu einer Virurie sowie Viremie.1 Im Median geht eine Virurie einer Viremie 4 Wochen und eine Viremie einer BKV-assoziierten Nephropathie 8 Wochen voraus.1 Daher wird empfohlen, die BKV-Last in Urin oder Blut aller Nierentransplantationspatient*innen zu überwachen.1,2 Am häufigsten wird hierzu eine Real-Time Polymerasekettenreaktion (RT-PCR) durchgeführt.1 Wird eine erhöhte Viruslast in Blut oder Urin festgestellt und eine Reduktion der Immunsuppression frühzeitig eingeleitet, kann eine BKV-assoziierte Nephropathie verhindert und das Überleben der Patient*innen verbessert werden.1
Therapie: eine BKV-assoziierte Nephropathie behandeln
Wird eine BKV-assoziierte Nephropathie festgestellt, wird in der Regel eine Reduktion der Immunsuppression eingeleitet.1,2 Seltener wird das Immunsuppressionsregime zu einem mTOR-Inhibitor gewechselt.1 Die Immunsuppression sollte für jede*n Erkrankte*n individuell angepasst werden, je nach immunologischem Risiko und Überwachung.1
Es gibt bisher nur wenige Daten darüber, ob eine Immunsuppression nach Abklingen einer BKV-Infektion wieder erhöht werden kann, ohne dass unerwünschte Nebenwirkungen auftreten.1 Eine Retransplantation ist bei Patient*innen mit BKV-assoziierten Nephropathie nach Transplantatabstoßung jedoch möglich.1
Bisher gibt es keine BKV-gerichtete Therapie, vorrangig aus den zwei folgenden Gründen:
Es fehlen
Zell- oder Tiermodelle, deren Ergebnisse sich auf den Menschen übertragen lassen
konventionelle enzymatische Therapieziele wie Protease- oder Integrase-Aktivität
Fazit
BKV-Infektionen können zu einer BKV-assoziierten Nephropathie führen, welche eine Transplantatabstoßung begünstigt.1 Eine Überwachung der BKV-Last in Urin oder Blut sowie frühzeitige Diagnose und Therapiestart sind für ein verbessertes Prognose wichtig.1,2 Die Reduktion der Immunsuppression wird standardmäßig eingesetzt, kann jedoch zur Transplantatabstoßung führen.1,2 Auch ein Wechsel des Immunsuppressionsregimes ist mit Risiken verbunden.1 Daher ist es wichtig weiterhin BKV-gerichtete Therapien zu erforschen.1
Abkürzungen
BKV: BK-Virus
NCCR: noncoding Control Region
HLA: Humane Leukozyten-Antigene
mTOR: mammalian Target of Rapamycin
RTPCR: Real-Time Polymerasekettenreaktion
Referenzen
Cohen-Bucay A et al. Kidney Med. 2020; 2(6): 771–786.
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