Illustrative Darstellung von BK-Viren  vor einem transparenten Körper mit rot leuchtenden Nieren

Studie: Vorsicht ist geboten

Das unter­schätzte Risiko von BK-Viren nach der Transplantation

2 Minuten

BKV zählen zu den größten Heraus­forderungen der Transplantations­medizin, denn die Viren sind häufig für eine Transplantat­dysfunktion und -abstoßung verantwortlich.Erfahren Sie mehr zu BKV und welche Behandlungs­maßnahmen für transplantierte Patient*innen zur Verfügung stehen.1

Was sind BK-Viren?

BKV gehören zur Familie der Polyoma­viridae und enthalten eine doppel­strängige, zirkuläre DNA.1 Sie werden an Hand von Unter­schieden innerhalb des Struktur­proteins VP1, oder der Gensequenz in 12 Sub­gruppen eingeteilt.1 Wissen­schaftler*innen vermuten, dass sich das Virus zeit­gleich mit dem Menschen entwickelt hat, denn es kann bei einem Groß­teil der Mensch­heit nach­gewiesen werden, wobei die Morbidität bei Gesunden gering ausfällt.1 Beispiels­weise kommt das Virus bereits bei etwa 65 bis > 90 % der 5- bis 10‑Jährigen vor.1 Im Regelfall verläuft eine BKV-Infektion asymptomatisch oder mit nur milden, unspezifischen Symptomen.1 Nach der Primär­infektion verbleiben die Viren in der Niere, in Leukozyten im peripheren Blut und mutmaßlich im Gehirn.1

Was macht BKV zu einer Heraus­forderung bei Organ­transplantation?

Nach der Primär­infektion können BKV durch eine Organ­transplantation reaktiviert werden.1 Die Reaktivierung von BKV manifestiert sich bei:1

 

  • 30–40 % als Virurie (massive Vorkommen von Viren im Urin)
  • 10–20 % als Virämie (massive Vorkommen von Viren im Blut)
  • 1–10 % als BKV-assoziierte Nephropathie

 

Bei bis zu 38 % der Patient*innen mit BKV-assoziierter Nephro­pathie kommt es zur Transplantat­abstoßung.1 Dabei war bei etwa der Hälfte der Fälle eine Reduktion der Immun­suppression zur Therapie der Nephro­pathie Auslöser.1

Die BKV-assoziierte Nephropathie: Risikofaktoren

Es gibt verschiedene Faktoren, welche die Wahr­scheinlich­keit für eine BKV-assoziierte Nephro­pathie beeinflussen.1,2 Diese können Virus-, Spender*innen- oder Empfänger*innen­bezogen sein oder im Zusammenhang mit dem Transplantat stehen (siehe Tabelle 1).1,2

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Tab. 1: Risiko­faktoren für eine BKV-assoziierte Nephro­pathie, sortiert nach ihrem Zusammen­hang mit Virus, Transplantat, Empfänger*in oder Spender*in (Auszug). Modifiziert nach 1,2.

Der wichtigste Risiko­faktor ist die Wahl der Immun­suppression, denn einige Immun­suppressiva scheinen das Risiko für eine BKV-Reaktivierung stark zu erhöhen bzw. zu verringern (siehe Tabelle 2).1 Andere haben keinen Einfluss:1

Tab. 2: Einfluss­faktoren der Immun­suppression auf die BKV-Reaktivierung bei Transplantations­patient*innen (Auszug). Modifiziert nach 1.

Screening: eine BKV-Reaktivierung erkennen

Eine BKV-Reaktivierung kann vor der Entstehung einer BKV-assoziierten Nephro­pathie ermittelt werden.1 Denn vor Entstehung einer BKV-assoziierten Nephro­pathie führt die erhöhte BKV-Replikation zunächst zu einer Virurie sowie Viremie.1 Im Median geht eine Virurie einer Viremie 4 Wochen und eine Viremie einer BKV-assoziierten Nephro­pathie 8 Wochen voraus.1 Daher wird empfohlen, die BKV-Last in Urin oder Blut aller Nieren­transplantations­patient*innen zu überwachen.1,2 Am häufigsten wird hierzu eine Real-Time Polymerase­kettenreaktion (RT-PCR) durchgeführt.1 Wird eine erhöhte Virus­last in Blut oder Urin festgestellt und eine Reduktion der Immun­suppression frühzeitig eingeleitet, kann eine BKV-assoziierte Nephro­pathie verhindert und das Überleben der Patient*innen verbessert werden.1

Therapie: eine BKV-assoziierte Nephropathie behandeln

Wird eine BKV-assoziierte Nephro­pathie festgestellt, wird in der Regel eine Reduktion der Immun­suppression eingeleitet.1,2 Seltener wird das Immun­suppressions­regime zu einem mTOR-Inhibitor gewechselt.1 Die Immun­suppression sollte für jede*n Erkrankte*n individuell angepasst werden, je nach immunologischem Risiko und Überwachung.1


Es gibt bisher nur wenige Daten darüber, ob eine Immun­suppression nach Abklingen einer BKV-Infektion wieder erhöht werden kann, ohne dass unerwünschte Neben­wirkungen auftreten.1 Eine Retransplantation ist bei Patient*innen mit BKV-assoziierten Nephro­pathie nach Transplantat­abstoßung jedoch möglich.1

 

Bisher gibt es keine BKV-gerichtete Therapie, vorrangig aus den zwei folgenden Gründen:

Es fehlen

  1. Zell- oder Tier­modelle, deren Ergebnisse sich auf den Menschen über­tragen lassen
  2. konventionelle enzymatische Therapie­ziele wie Protease- oder Integrase-Aktivität

Fazit

BKV-Infektionen können zu einer BKV-assoziierten Nephro­pathie führen, welche eine Transplantat­abstoßung begünstigt.1 Eine Überwachung der BKV-Last in Urin oder Blut sowie früh­zeitige Diagnose und Therapie­start sind für ein verbessertes Prognose wichtig.1,2 Die Reduktion der Immun­suppression wird standard­mäßig eingesetzt, kann jedoch zur Transplantat­abstoßung führen.1,2 Auch ein Wechsel des Immun­suppressions­regimes ist mit Risiken verbunden.1 Daher ist es wichtig weiterhin BKV-gerichtete Therapien zu erforschen.1

Abkürzungen

BKV: BK-Virus
NCCR: noncoding Control Region
HLA: Humane Leukozyten-Antigene
mTOR: mammalian Target of Rapamycin
RTPCR: Real-Time Polymerasekettenreaktion

Referenzen

  1. Cohen-Bucay A et al. Kidney Med. 2020; 2(6): 771–786.
  2. Funahashi Y et al. Pathogens. 2021; 10(2): 150.

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