Extrem unreife Frühgeborene tragen ein hohes Risiko für Tod oder schwere Hirnschädigung. Eine große randomisierte Studie hat nun untersucht, ob sich dieses Risiko senken lässt, wenn man die zerebrale Sauerstoffsättigung dieser Kinder oximetrisch überwacht und die Therapie daran ausrichtet.
Bei extrem unreifen Frühgeborenen kann es aufgrund der instabilen Blutdruckverhältnisse schwierig sein, den Blutfluss in den Organen und insbesondere im Gehirn konstant zu halten. Dies wird erschwert durch die noch nicht ausgereifte Fähigkeit zur zerebralen Autoregulation. Hinzu kommen möglicherweise respiratorische Probleme, die eine mechanische Beatmung erfordern, die ihrerseits das Risiko für Hypokapnie und verminderten zerebralen Blutfluss erhöht. All dies trägt in dieser vulnerablen Patientengruppe zur Mortalität und Morbidität bei.
Um Unregelmäßigkeiten in der Hirndurchblutung früh zu erkennen und rasch darauf reagieren zu können, hat die zerebrale Oximetrie in den letzten Jahren zunehmende Verbreitung gefunden – erst recht, seit sich im SafeBoosC-II-Trial (Safeguarding the Brains of our Smallest Children) die Anzahl der Hypoxien und Hyperoxien bei extrem unreifen Frühgeborene, deren zerebrale Sättigung während der ersten 72 Lebensstunden kontinuierlich überwacht worden war, im Vergleich zur Kontrollgruppe mit Routine-Überwachung mehr als halbiert hatte¹. Allerdings war die SafeBoosC-II-Studie nicht ausreichend gepowert, um Unterschiede im klinischen Outcome zu zeigen.
Dies hat nun eine große Phase-3-Studie mit rund 1600 Frühgeborenen unter 28 Gestationswochen nachgeholt, die in über 70 Zentren in Europa, Asien und Nordamerika zur Welt gekommen waren. Innerhalb der ersten sechs Lebensstunden wurde bei ihnen randomisiert entweder mit der zerebralen Oximetrie begonnen und diese bis zum Alter von 72 Stunden fortgesetzt oder lediglich ein Routine-Monitoring durchgeführt.
Primäres Outcome war Tod oder schwere Hirnschädigung im Alter von 36 Wochen postmenstruell. Als schwere Hirnschädigung wurde gewertet, wenn in der zerebralen Bildgebung eine höhergradige intraventrikuläre Blutung, eine zystische periventrikuläre Leukomalazie, eine posthämorrhagische Ventrikelerweiterung, eine Kleinhirnblutung und/oder eine Gehirnatrophie nachweisbar war.
Die nun veröffentlichten Ergebnisse dieser Studie sind indes ernüchternd: Die zerebrale Oximetrie war nicht in der Lage, die Frühgeborenen vor Tod oder schwerer Hirnschädigung zu bewahren. Im Gegenteil wurde das primäre Outcome in der Interventionsgruppe mit 35,2 vs. 34.0% sogar tendenziell häufiger erreicht. Allerdings war dieser Unterschied mit einem 95%-Konfidenzintervall von 0,90–1,18 und p=0,64 nicht signifikant.
Als mögliche Erklärung für den ausbleibenden Erfolg spekulieren die Autoren, dass eventuell in manchen Kliniken das Team mit der neuen Technik nicht gut zurecht gekommen ist. Zwar wurde für alle ein Web-basiertes Trainingsprogramm angeboten, doch die Teilnahme daran war freiwillig und wurde möglicherweise nicht von allen wahrgenommen. Darüber hinaus könnte es sein, dass das Monitoring mit Beginn während der ersten sechs und Ende nach 72 Lebensstunden schlicht eine zu kurze Zeitspanne umfasst hat, um Wirkung zu zeigen.
Referenzen
Hansen ML, Pellicer A, Hyttel-Sørensen S, et al. Cerebral oximetry monitoring in extremely preterm infants. N Engl J Med 2023; 388(16): 1501–11
- Hyttel-Sorensen S, Pellicer A, Alderliesten T, et al. Cerebral near infrared spectroscopy oximetry in extremely preterm infants: phase II randomised clinical trial. BMJ 2015; 350: g7635
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