Werden Apnoen unter nHFOV besser toleriert?
Aufgrund ihres unreifen Atemzentrums entwickeln sehr unreife Frühgeborene häufig Apnoen, gefolgt von Hypoxämien und Bradykardien. Das bleibt nicht ohne Folgen: Je mehr Zeit die Kinder während ihrer Perinatalperiode unter hypoxämischen Bedingungen verbringen, desto ungünstiger ist ihre neurokognitive Entwicklungsprognose.
In der Regel benötigen diese Frühgeborenen eine nichtinvasive Atmungsunterstützung. Dabei hat sich gezeigt, dass es im Falle von Apnoen unter nasaler Hochfrequenz-Oszillationsbeatmung (nHFOV) seltener zu Entsättigungs- und Bradykardie-Episoden kommt als unter nasalem CPAP (kontinuierlich positiver Atemwegsdruck).
Welchem Mechanismus sich dieser positive Effekt verdankt, ist jedoch noch unklar. Aus einer Cross-over-Studie, in der die Lungenvolumina von 40 Frühgeborenen mittels elektrischer Impedanztomografie (EIT) bestimmt wurden, während diese zunächst mit nHFOV und dann mit nCPAP – oder umgekehrt – beatmet wurden, weiß man, dass es unter nHFOV zu oszillierenden Volumenveränderungen in der Lunge kommt.[i] Diese könnten während einer Apnoe den Verlust der funktionellen Residualkapazität reduzieren.
Von 30 in die ursprüngliche Studie eingeschlossenen Frühgeborenen lagen ausreichende EIT-Daten für eine weitere Analyse vor. Insgesamt kam es bei diesen Kindern währen 228 EIT-Aufzeichnungen zu 3447 Apnoe-Episoden. 213 davon gingen in die finale Auswertung ein, von denen 89 unter nCPAP-Beatmung und 124 unter nHFOV aufgetreten waren.
Unter beiden Beatmungsmodi kam es während der Apnoe-Phasen zu einem Abfall der endexspiratorischen Lungenimpedanz (EELI), der unter nCPAP tendenziell, aber nicht signifikant stärker ausgeprägt war als unter nHFOV. Nach Wiedereinsetzen der Atmung normalisierte sich die EELI innerhalb von fünf Atemzügen vollständig. Dabei war das Tidalvolumen des ersten Atemzugs unter nCPAP signifikant erhöht, während es unter nHFOV vor und nach den Apnoe-Episoden gleich blieb.
Die Herzfrequenz sank während einer Apnoe unter nCPAP signifikant stärker als unter nHFOV; fünf Mal rutschte sie sogar unter 80/min ab, was unter nHFOV kein einziges Mal der Fall war. Außerdem fiel die Sauerstoffsättigung unter nCPAP im Schnitt bei jeder vierten Apnoe-Episode unter 80% ab; dies kam unter nHFOV nur bei jeder zehnten Apnoe-Phase vor.
Die Autoren gehen davon aus, dass die durch nHFOV hervorgerufenen oszillierenden Lungenvolumina protektiv wirken und zu einem geringeren Verlust der funktionellen Residualkapazität während der Apnoe beitragen. Dies könnte erklären, warum die Frühgeborenen unter nHFOV eine größere kardiorespiratorische Stabilität aufwiesen – und das, obwohl die Gesamtzahl der Apnoen in dieser Gruppe etwas höher war.
[i] Rüegger CM, Lorenz I, Kamlin COF, et al. The effect of noninvasive high-frequency oscillatory ventilation on desaturations and bradycardia in very preterm infants: a randomized crossover trial. J Pediatr 2018; 201: 269–73
Inhalt teilen