Muttermilch steckt voller wertvoller Proteine und bioaktiver Substanzen. Dazu gehört das Osteopontin, das unter anderem für die Ausreifung des Magen-Darm-Traktes und des Immunsystems sowie die Gehirnentwicklung von Bedeutung ist. Wie gut dieses kostbare Eiweiß eine Pasteurisierung übersteht, hat nun eine aktuelle Untersuchung geprüft.
Dass insbesondere unreife Frühgeborene davon profitieren, wenn sie mit Muttermilch ernährt werden können, ist unbestritten. Doch nicht immer ist Milch der eigenen Mutter verfügbar, sodass dann häufig Spendermilch verfüttert wird, die jedoch zuvor pasteurisiert werden muss. Ein gängiges Verfahren ist die Holder-Pasteurisierung, bei der die Milch für 30 Minuten auf 62,5 °C erhitzt wird.
Viele bioaktive Komponenten der Muttermilch wie Wachstumsfaktoren, Zytokine und Immunglobuline werden durch die Pasteurisierung jedoch denaturiert oder in ihrer Wirksamkeit beeinträchtigt. Osteopontin ist ein stark phosphoryliertes Glykoprotein, das in vielen zellulären Prozessen eine wichtige Rolle spielt und unter anderem die Heranreifung des kindlichen Immunsystems und des Magen-Darm-Trakts unterstützt. Auch für die Hirnentwicklung scheint es von Bedeutung zu sein. Die Osteopontinkonzentration in der Muttermilch schwankt inter- und intraindividuell zwischen unter 20 und über 300 mg/L und ist vor allem im Kolostrum und der Übergangsmilch besonders hoch.
Inwiefern der Osteopontingehalt durch die Pasteurisierung beeinflusst wird, hat nun eine aktuelle Arbeit untersucht. Dazu wurden unterschiedliche Muttermilchproben von Müttern früh und reifgeborener Kinder untersucht. Die Proben hatten entweder eine Holder-Pasteurisierung (n=11) durchlaufen oder wurden tiefgefroren (n=20) eingeschickt. Lediglich bei einer handelte es sich um eine frisch gewonnene Probe.
Die bereits pasteurisierten Proben wurden unmittelbar analysiert. Die tiefgekühlten Proben wurden zunächst schonend aufgetaut und anschließend entweder Holder-pasteurisiert oder für 30 Minuten in einem Kühlschrank bei 4 °C gelagert. Die frische Milch wurde zu gleichen Teilen entweder bei 4 °C aufbewahrt, bei -20 °C oder -80 °C eingefroren, Holder-pasteurisiert oder Holder-pasteurisiert und anschließend zusätzlich eingefroren. Nachdem diese Proben entweder schonend aufgetaut oder bei Raumtemperatur abgekühlt waren, wurden sie auf ihren Osteopontingehalt untersucht.
Die durchschnittliche Osteopontinkonzentration betrug in den gefrorenen Proben bei hoher Variabilität 54 mg/L, fiel aber nach Holder-Pasteurisierung um fast 60% auf im Schnitt 20 mg/L ab; in einigen Proben war gar kein Osteopontin mehr nachweisbar. Der Osteopontingehalt der bereits pasteurisiert eingereichten Milch betrug im Schnitt 52 mg/L.
Auch für die frische Muttermilch fand man einen mäßigen, aber vergleichbar ausgeprägten Abfall des Osteopontins nach Einfrieren oder Holder-Pasteurisierung. Deutlich stärker war der Rückgang, wenn beide Verfahren nacheinander angewendet wurden – insbesondere, wenn die Milch zuerst pasteurisiert und danach tiefgekühlt wurde. Wenn beides aus Sicherheitsgründen notwendig ist, empfehlen die Autoren daher, die Milch erst einzufrieren, bevor sie pasteurisiert wird, statt umgekehrt. Außerdem sei zu erwägen, bei Säuglingen, die mit einer derart vorbehandelten Spendermilch gefüttert werden, das fehlende Osteopontin zu supplementieren.
Die Milch der Frühgeborenen-Mütter wies übrigens durchweg einen höheren Osteopontingehalt auf als die von Müttern reifgeborener Kinder (64 11 vs. 38 8 mg/L).
Referenzen
McClanahan KG, Reese J, Weitkamp JH, Olivares-Villagómez D. Effects of pasteurization on osteopontin concentrations in human breastmilk. Pediatr Res 2023; doi.org/10.1038/s41390-023-02838-1 [online ahead of print]
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