Der M. Crohn zählt gemeinsam mit Colitis ulcerosa zu den wichtigsten chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED).4 Die Prävalenz in Deutschland liegt bei ca. 100–200 pro 100.000 Einwohner*innen, das mediane Erkrankungsalter beträgt 33 Jahre.4 Gekennzeichnet ist M. Crohn durch ein heterogenes Bild diverser Phänotypen, wobei alle Abschnitte des Gastrointestinaltrakts von einer diskontinuierlichen Entzündung befallen sein können und sich Granulomen histologisch nachweisen lassen.4,5 Zu den typischen Anzeichen gehören eine chronische Diarrhoe, chronische abdominelle Schmerzen sowie Gewichtsverlust, Wachstumsretardierung mit extraintestinalen Manifestationen, ein Nachweis von Entzündungsmarkern oder eine abnormale Bildgebung des Dünndarms.4,5
Die Wahrscheinlichkeit an M. Crohn zu erkranken und eine Nierentransplantation zu benötigen, ist relativ gering, jedoch nicht zu vernachlässigen.2,3,5 Zusätzlich können M. Crohn Patient*innen aufgrund ihrer Erkrankung Nierenmanifestationen entwickeln, die in Ausnahmefällen sogar eine Nierentransplantation erfordern könnten.5 Ursachen dafür können die bei M. Crohn häufige Dehydratation, eine langfristige Mangelernährung sowie Nebenwirkungen der CED-Medikamente sein.⁵ Aber auch vice versa gibt es Hinweise darauf, dass eine CED durch eine Nierentransplantation ausgelöst werden kann.5
Darüber hinaus liefern aktuelle Daten Hinweise, dass sich die immunsuppressive Therapie nach der Nierentransplantation positiv auf die Darmerkrankung auswirken kann.2,3 Diese Erkenntnisse sind das Ergebnis von Patientendaten, die zwischen 2016 bis 2022 in der Mayo Klinik in Florida erhoben wurden.2 Insgesamt wurden 37 Personen mit M. Crohn identifiziert, denen eine Niere transplantiert wurde.2 Die Diagnose M. Crohn erfolgte bei 33 der Proband*innen bereits vor der Transplantation, mit einem Durchschnittsalter von etwa 32 Jahren (Spanne von 9 bis 69 Jahren).2
M. Crohn nach Nierentransplantation: etwa die Hälfte nicht mehr behandlungsbedürftig²
Von 37 Patient*innen mit M. Crohn, die eine Nierentransplantation erhielten, musste M. Crohn bei 48,6 % der Erkrankten nach der Transplantation nicht weiter behandelt werden aufgrund der eingeleiteten Immunsuppression.2 So konnte nach einer erfolgreichen Nierentransplantation in einigen Fällen auf den Einsatz weiterer immunmodulierender Arzneistoffe wie etwa Biologika verzichtet werden.2
Eine mögliche Erklärung ist hierbei der Einsatz von Immunsuppressiva wie etwa Tacrolimus nach der Transplantation, um das Risiko für Abstoßungsreaktionen zu reduzieren.3 Dafür wurde bei den meisten Patient*innen eine Dreifach- oder Zweifach-Kombinationstherapie mit Tacrolimus, Mycophenolsäure und Prednisolon eingesetzt.2
Im Überblick: Ergebnisse nach der Nierentransplantation (n = 37):² ³ ⁶
- Bei 18 (48,6 %) Transplantationspatient*innen musste M. Crohn nicht mehr medikamentös behandelt werden
- 20 (54,1 %) Proband*innen erreichten eine klinische Remission ihres M. Crohn, während sie eine immunsuppressive Therapie zur Vorbeugung der Transplantatabstoßung erhielten
- 16 (43 %) Erkrankten wurden zusätzlich Biologika zur Behandlung des M. Crohn unter Absprache mit dem Transplantationsteam verschrieben
- 14 (37,8 %) wiesen weiterhin einen aktiven M. Crohn auf
- in 3 (8,1 %) Fällen waren keine Daten verfügbar
Fazit
In der beschriebenen Studie wurden 37 der relativ wenigen Patient*innen untersucht, die sowohl an M. Crohn leiden als auch eine Nierentransplantation erhalten haben.2 Das Ergebnis: etwa die Hälfte dieser Patient*innen konnte während einer Immunsuppression nach Transplantation auf eine zusätzliche Behandlung von M. Crohn mit Immunsuppressiva verzichten.2
Dadurch konnte der Einsatz weiterer immunmodulierender oder biologischer Arzneimittel reduziert werden.2 Obwohl die Studie nur eine geringe Proband*innenzahl untersuchte, handelt es sich für diese spezielle Gruppe um eine recht große Anzahl.3 Dennoch sind weitere Daten zur Sicherung der These erforderlich.
Referenzen
- Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), Organspende – Die Entscheidung zählt!, Die Nierentransplantation, URL: https://www.organspende-info.de/organspende/transplantierbare-organe/nierentransplantation/ (zuletzt aufgerufen 09.04.2024).
- Sulbaran M et al. Outcomes of Crohn's disease patients after renal transplant. AIBD 2022.
- Susman E, Do Kidney Transplant Medications Supplant IBD Drugs?, Medpage Today, URL: https://www.medpagetoday.com/meetingcoverage/aibd/102147 (zuletzt aufgerufen 09.04.2024).
- Sturm A et al. Aktualisierte S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Morbus Crohn“ der
- Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechsel-
- krankheiten (DGVS) (Version 4.1), 2024, URL: https://register.awmf.org/assets/guidelines/021-004l_S3_Morbus_Crohn_Diagnostik_Therapie_2024-03.pdf (zuletzt aufgerufen 09.04.2024).
- Alalawi F et al. Exp Clin Transplant. 2023; 21(10): 791–800.
- Lopez MA, Renal Transplant Improves Outcomes in Half of Patients With Crohn Disease, URL: https://www.gastroenterologyadvisor.com/reports/renal-transplant-improves-outcomes-in-half-of-patients-with-crohn-disease/ (zuletzt aufgerufen 09.04.2024).
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