Welche Atmungsunterstützung während LISA?
Die nichtinvasive Atmungsunterstützung mit positivem endexspiratorischem Druck hilft Frühgeborenen, die Atemwege auch in der Ausatmungsphase offen zu halten und eine funktionelle Residualkapazität (FRC) zu generieren. Dieser Effekt hat wesentlich dazu beigetragen, sehr unreifen Frühgeborenen mit Atemnotsyndrom (RDS) die mechanische Beatmung zu ersparen – insbesondere seit es durch LISA (less invasive surfactant administration) möglich ist, Surfactant ohne konventionelle endotracheale Intubation zu applizieren. Daher ist die nasale kontinuierliche Druckbeatmung (NCPAP) als Atmungsunterstützung bestens etabliert. Es gibt jedoch Studien, die zeigen, dass eine nasale intermittierende Druckbeatmung (NIPPV), bei der der Druck nicht kontinuierlich, sondern zeitlich getaktet mit einem inspiratorisch erhöhten Druck appliziert wird, dem konventionellen NCPAP zur Behandlung eines RDS überlegen sein könnte. NIPPV scheint sowohl den Bedarf für eine primäre mechanische Beatmung als auch die Gefahr eines Extubationsversagens besser senken zu können als NCPAP. Daher liegt die Überlegung nahe, dass NIPPV während der LISA-Prozedur eine gleichmäßigere Surfactantverteilung in der Lunge gewährleisten könnte – in der Hoffnung, dadurch die Gefahr eines CPAP-Versagens mit Notwendigkeit der mechanischen Beatmung zu vermindern.
Dies hat eine aktuell publizierte multizentrische randomisiert-kontrollierte Studie nun untersucht. Eingeschlossen waren 202 Frühgeborene mit Gestationsalter zwischen 25+0 und 31+6 Wochen, die aufgrund eines RDS mit NCPAP unterstützt und bei einem Sauerstoffbedarf (FiO2) über 0,3 per LISA mit Surfactant versorgt wurden. Alle Kinder wurden sowohl vor als auch nach der LISA-Prozedur mit NCPAP behandelt. Während LISA wurde dieser Beatmungsmodus bei 101 Kindern im Interventionsarm auf NIPPV geswitcht. Die Geräte waren eingestellt auf 40 Atemzüge/Minute mit einem positiven endexspiratorischen Druck von 5 cm H2O und einem inspiratorischen Spitzendruck von 20 cm H2O. 99 Kinder im Kontrollarm erhielten derweil unverändert NCPAP mit einem Druck von 5–8 cm H2O. Nach der Surfactant-Applikation wurde die Atmungsunterstützung für alle Studienteilnehmer einheitlich wieder auf NCPAP eingestellt. Der unterschiedliche Beatmungsmodus beschränkte sich also lediglich auf die Zeit der LISA-Prozedur.
Doch die Hoffnung der Studienautoren, mit NIPPV während LISA die Gefahr eines CPAP-Versagens senken zu können, erfüllte sich nicht. Die beiden Studienarme unterschieden sich weder in der Beatmungsnotwendigkeit innerhalb der ersten 72 Lebensstunden noch war eine zweite oder dritte Surfactantdosis in einem der Arme häufiger erforderlich als in dem anderen. Auch bezüglich Mortalität oder Komplikationen wie bronchopulmonalen Dysplasien ergaben sich keine Unterschiede.
Möglicherweise war die Zeit, in der NIPPV appliziert wurde, zu kurz, um einen klinischen Effekt zu erzeugen, vermuten die Autoren. Hinzu kommt, dass nur in einem der teilnehmenden Zentren synchronisierte NIPPV (sNIPPV) im Einsatz war. Die Synchronisation mit der Spontanatmung erhöht die Effizienz der NIPPV-Beatmung, da der applizierte Druck stets auf eine offene Glottis trifft und daher der Atemwegswiderstand entsprechend geringer ist. Dennoch, so das Fazit der Autoren, besteht derzeit keine Evidenz für den bevorzugten Einsatz von NIPPV während der LISA-Prozedur.
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