Surfactant wird gespritzt

Mehr Surfactantbedarf bei Schwangerschaftshypertonus und PDA

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Je unreifer ein Frühgeborenes zur Welt kommt, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Atemnotsyndrom (respiratory distress syndrome, RDS) entwickelt. Die Therapie der Wahl besteht neben unterschiedlichen Formen der Atmungsunterstützung in der Gabe von Surfactant. Doch nicht für alle Frühgeborenen ist es mit einer einmaligen Dosis getan. Eine italienische Studie hat in einer großen Kohorte sehr unreifer Frühgeborener Prognosefaktoren herausgearbeitet, die Kinder kennzeichnen, die weitere Surfactant-Gaben benötigen.

Für sehr unreife Frühgeborene, die vor Ende der 32. Gestationswoche zur Welt kommen, und erst recht für extrem unreife Kinder mit unter 26 Wochen ist das Risiko, ein Atemnotsyndrom (Respiratory Distress Syndrome, RDS) zu entwickeln, mit 60–90% sehr hoch. Die frühe Atmungsunterstützung mit kontinuierlich positivem Atemwegsdruck (Continuous Positive Airway Pressure, CPAP) hat in Kombination mit der Gabe von Surfactant nicht nur die Mortalität, sondern auch den Bedarf für mechanische Beatmung und die Inzidenz der bronchopulmonalen Dysplasie (BPD) deutlich gesenkt.

 

Es besteht weitgehende Einigkeit, dass die erstmalige Gabe von Surfactant indiziert ist, wenn der Sauerstoffbedarf (FiO2) bei Frühgeborenen mit RDS über 0,30 ansteigt; für viele Kliniken spielt auch der Lungenultraschall eine zunehmende Rolle in diesem Entscheidungsprozess. Doch unter welchen Umständen eine weitere Surfactantdosis appliziert werden sollte, ist wesentlich weniger gut untersucht. Große Studien haben jedoch ergeben, dass Frühgeborene, die mehrere Surfactantdosen benötigen, ein ungünstigeres Outcome zeigen.

 

In der vorliegenden Arbeit haben Dani et al. in einer gepoolten Analyse der Daten aus drei Studien untersucht, welche klinischen Charakteristika Frühgeborene mit multipler Surfactantgabe von einmalig behandelten Kindern unterscheiden. Eingeschlossen waren 448 Frühgeborene mit 25+0 bis 31+6 Gestationswochen, die aufgrund eines RDS Surfactant bekommen haben. Bei 306 (68 %) dieser Kinder genügte eine Dosis, die übrigen 142 (32 %) erhielten zwei oder mehr.

 

Wenig überraschend unterschieden sich diese beiden Gruppen in ihrem Gestationsalter: Es betrug für die einmalig behandelten Frühgeborenen median 28,0 Wochen (± 1,8) und für die mehrfach behandelten 26,8 (± 1,5) (p<0,001). Das mediane Geburtsgewicht lag bei 1083 ± 319 Gramm vs. 866 ± 272 Gramm (p<0,001).

 

Die multivariable logistische Regressionsanalyse ergab, dass die Wahrscheinlichkeit, mehrere Surfactantdosen zu benötigen, bei einem Gestationsalter von 27–28 Wochen mit einer Odds ratio (OR) von 0,46 (95%-CI 0,26–0,79) niedriger war als mit 25–26 Wochen; beim Vergleich mit Frühgeborenen über 29 Wochen lag die OR sogar bei 0,34 (95%-CI 0,13–0,85).

 

Als weiterer Risikofaktor kristallisierten sich eine Schwangerschaftshochdruck der Mutter sowie ein hämodynamisch signifikanter persistierender Ductus arteriosus (PDA) heraus: Sie erhöhten das Risiko um den Faktor 2,53 (95%-CI 1,49–4,31) bzw. 2,74 (95%-CI 1,66–4,53).

 

Klinisch waren die Frühgeborenen mit dem höheren Surfactantbedarf definitiv die kränkeren: Sie mussten signifikant häufiger mechanisch beatmet werden, entwickelten öfter gravierende Komplikationen wie hochgradige Hirnblutungen, bronchopulmonale Dysplasie, Frühgeborenen-Retinopathie oder Late-onset-Sepsis und ihre Sterblichkeit war signifikant erhöht.

Referenzen

Dani C, Poggi C, Agosti M, Bellettato M, et al. Clinical predictors for surfactant retreatment in preterm infants with respiratory distress syndrome: the results of a pooled analysis. Ital J Pediatr 2025; 51(1): 1

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