Eine Hand hält ein Ultraschallgerät

Lungenultraschall zur Prognose von Extubationsversagen

3 Minuten

Als nicht-invasives, einfach erlern- und durchführbares Verfahren kann der Lungenultraschall rasch ein valides Bild von der Lungenbelüftung bei Früh- und Neugeborenen geben. Bei Erwachsenen wird er auch prognostisch eingesetzt, um die Chancen für ein erfolgreiches Weaning von der Beatmung einzuschätzen. In Brasilien hat man nun untersucht, wie akkurat der Lungenultraschall auch bei Früh- und Neugeborenen ein Extubationsversagen prognostizieren kann. Dies war definiert als die Notwendigkeit der Reintubation innerhalb von 72 Stunden nach der Extubation, sofern es sich um ein extrem unreifes Frühgeborenes unter 28 Gestationswochen handelte. Bei reiferen Kindern wertete man auch den Bedarf für nicht-invasive Atmungsunterstützung in diesem Zeitraum als Extubationsversagen.

Eingeschlossen in die prospektive, unizentrische Beobachtungsstudie waren 55 Neugeborene mit einem medianen Gestationsalter von 30,5 Wochen, bei denen nach einer mindestens 48-stündigen maschinellen Beatmung eine Extubation vorgesehen war. Unmittelbar vor der Extubation wurde bei diesen Kindern ein Lungenultraschall durchgeführt und nach dem von Brat et al.1 beschriebenen Score beurteilt. 29 Kinder konnten erfolgreich extubiert werden, doch die übrigen 26 erlitten ein Extubationsversagen. Der mediane LUS dieser Kinder unterschied sich allerdings nicht signifikant. 

 

Aussagefähig wurde die Untersuchung jedoch, als man die Auswertung auf die 33 reiferen Kinder mit einem Gestationsalter von ≥ 28 Wochen beschränkte. Bei 10 von ihnen war die Extubation erfolgreich, während 21 eine nicht-invasive Atmungsunterstützung benötigten und 2 erneut intubiert und beatmet wurden. In dieser Subgruppen-Analyse unterschieden sich die Kinder mit Extubationsversagen durch ein niedrigeres medianes Gestationsalter bei Geburt (32,5 vs. 35,6 Wochen; p=0,033), ein geringeres medianes Geburtsgewicht (1390 vs. 2712 Gramm; p=0,013) und einen niedrigeren 5-Minuten-APGAR-Score von im Schnitt 7 vs. 9 (p=0,031) charakterisiert. Mit dem höchsten Signifikanzniveau (p<0,001) differierte jedoch der LUS mit einem Score von 7 (6–9) vs. 3 (2–3). Dies war auch der einzige Unterschied, der in der multivariaten Analyse als unabhängiger Risikofaktor für Extubationsversagen bestätigt werden konnte. Dabei stieg das Risiko mit jedem Punkt im LUS um 13 % an. Wie die Wissenschaftler berechneten, kann ein LUS von ≥ 4 ein Extubationsversagen bei Frühgeborenen mit mindestens 28 Gestationswochen mit einer Sensitivität von 87 % und eine Spezifität von 100 % prognostizieren. 

 

Für die 22 extrem unreifen Frühgeborenen, die mit weniger als 28 Gestationswochen zur Welt gekommen waren, zeigte sich dieser Zusammenhang jedoch nicht. Als einzigen unabhängigen Risikofaktor identifizierte die multivariate Analyse bei ihnen das korrigierte Gestationsalter (CGA) zum Zeitpunkt des Extubationsversuchs. Mit jeder zusätzlichen Woche nahm bei ihnen das Risiko für ein Extubationsversagen um 65 % ab. Median betrug das CGA bei Frühgeborenen mit Extubationsversagen 28,0 Wochen (±0,5) im Vergleich zu 31,8 Wochen (±2,7) bei Frühgeboren, die erfolgreich extubiert werden konnten. Einschränkend muss jedoch hervorgehoben werden, dass nur 3 der 22 Frühgeborenen ein Extubationsversagen erlitten hatten und erneut intubiert werden mussten. 

 

Die Forscher betonten daher, dass ihre Ergebnisse in erster Linie zur Hypothesengenerierung dienen könnten und in größeren, ausreichend gepowerten Studien validiert werden müssten.

Referenzen

Rojas BS, Procianoy RS, de Souza ACM, Rigodanzo CC, Trindade GS, Furlan SP, Silveira RC. Predicting extubation failure in neonates: The role of lung ultrasound and corrected gestational age in safe weaning in the NICU. Eur J Pediatr 2025; 184(2): 144.

 

1 Brat R, Yousef N, Klifa R, et al. Lung ultrasonography score to evaluate oxygenation and surfactant need in neonates treated with continuous positive airway pressure. JAMA Pediatr 2015; 169(8): e151797.

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