Ein Baby liegt auf einem Untersuchungstisch in einer Arztpraxis oder einem Krankenhaus. Eine Person trägt blaue Einweghandschuhe und führt mit einem Ultraschallgerät eine Untersuchung am Bauch des Babys durch. Das Baby trägt eine Windel und hält die Beine leicht angehoben. Eine weitere Hand hält das Baby sanft am Arm, um es zu beruhigen und zu stabilisieren. Im Hintergrund sind medizinische Geräte sichtbar. Die Szene deutet auf eine medizinische Untersuchung hin, vermutlich zur Überprüfung der inneren Organe oder zur Diagnose von gesundheitlichen Problemen.

Lungenultraschall: Präzise Vorhersage des Surfactantbedarfs

Lungenultraschall sagt Surfactantbedarf valide voraus

3 Minuten

Ein CPAP-Versagen lässt sich bei sehr unreifen Frühgeborenen mithilfe des Lungenultraschalls mit höherer Sensitivität und Spezifität vorhersagen, als dies allein mithilfe des Sauerstoffbedarfs (FiO2) in den ersten Lebensstunden möglich ist. Als einfache, strahlungsfreie und direkt am Inkubator durchführbare Untersuchung sollte der Lungenultraschall daher für die Indikationsstellung zur Surfactantgabe zusätzlich zum FiO2 hinzugezogen werden, um eine frühe und adäquate Therapie zu ermöglichen.

Lungenultraschall sagt Surfactantbedarf valide voraus

Der primäre Surfactantmangel ist die Hauptursache für das Atemnotsyndrom von Frühgeborenen (RDS). Die aktuellen europäischen Leitlinien empfehlen die Substitution von exogenem Surfactant, wenn der Sauerstoffbedarf (FiO2) der Kinder trotz Atmungsunterstützung mit CPAP (Continuous Positive Airway Pressure) über 0,3 ansteigt. Doch da der FiO2 auch von Faktoren wie dem applizierten Druck oder der angestrebten Sauerstoffsättigung abhängt, kann er den Surfactantbedarf von Frühgeborenen in den ersten drei Lebensstunden nur mit mäßiger Sensitivität vorhersagen.

 

Der Lungenultraschall könnte hier zusätzliche Sicherheit liefern. Als nicht-invasives, strahlungsfreies Bedside-Verfahren ist es leicht verfüg- und erlernbar. Eine aktuelle Meta-Analyse zeigt, wie gut der Lungenultraschall tatsächlich geeignet ist, um Frühgeborene zu identifizieren, die aufgrund eines RDS im Verlauf Surfactant benötigen: Eine umfassende Literaturrecherche hat im Veröffentlichungszeitraum von Januar 2011 bis Dezember 2021 insgesamt 664 Publikationen gescreent, die sich mit dieser Fragestellung beschäftigt haben. Darunter waren sieben prospektive Studien mit knapp 700 Frühgeborenen, die den geforderten Qualitätskriterien entsprachen und bei denen eines von zwei vergleichbaren Scoringsystemen verwendet worden war, sodass die Daten in die Meta-Analyse einfließen konnten.

 

Alle untersuchten Kinder atmeten spontan unter CPAP und hatten innerhalb der ersten Lebensstunden und noch vor der Applikation der ersten Surfactantdosis einen Lungenultraschall erhalten. Die Indikation für eine eventuelle Surfactantgabe basierte auf dem FiO2, ggf. dem Röntgenthorax sowie klinischen Zeichen eines RDS.

 

Die gepoolte Auswertung der Studienergebnisse ergab, dass der Lungenultraschall die Gabe von Surfactant mit einer Sensitivität von 0,89 und einer Spezifität von 0,87 vorhersagen kann. In einer kürzlich veröffentlichten prospektiven Multicenter-Studie gelang dies mithilfe des FiO2 lediglich mit einer Sensitivität von Spezifität von 0,73 bzw. 0,57. Als bester Vorhersagewert eines CPAP-Versagens hat sich dabei ein FiO2 von 0,29 in der zweiten Lebensstunde herauskristallisiert. Die genaueste Prognose scheint durch die Kombination von Lungenultraschall mit FiO2 möglich zu sein.

 

Klinisch ist dies von hoher Relevanz, da Daten aus – leider nur kleineren – randomisiert kontrollierten Studien darauf hindeuten, dass Frühgeborene, die Surfactant aufgrund ihres Lungenultraschall-Scores erhalten hatten, signifikant kürzer zusätzlichen Sauerstoff benötigten als solche, bei denen die Surfactantgabe lediglich von einem FiO2 > 0,3 abhängig gemacht worden war. Darüber hinaus erfolgte die Surfactantgabe im Schnitt früher und war mit weniger Tagen unter mechanischer Beatmung assoziiert.

 

Die Autoren kommen daher zu dem Schluss, dass der frühe Lungenultraschall einen wichtigen Fortschritt auf dem Weg hin zu einer personalisierten Versorgung von Frühgeborenen mit RDS darstellt. Als sinnvolle Ergänzung zu den FiO2-Grenzwerten, die in den Europäischen Leitlinien für die Indikationsstellung zur Surfactantgabe empfohlen werden, erleichtert er die Entscheidung über eine frühe und gezielte Surfactanttherapie, aber auch ggf. über einen Verzicht. Allerdings sollte die Durchführung standardisiert werden, um eine bessere Vergleichbarkeit der Befunde sicherzustellen. 

Referenzen

Capasso L, Pacella D, Migliaro F, et al. Can lung ultrasound score accurately predict surfactant replacement? A systematic review and meta-analysis of diagnostic test studies. Pediatr Pulmonol 2023; 58: 1427–37s

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