Eine grafische Darstellung von mehreren Viruspartikeln, die an das Coronavirus erinnern. Die Viruspartikel sind kugelförmig und mit stachelartigen Proteinen bedeckt. Sie schweben in einer dunkelblauen Umgebung mit unscharfen Lichtpunkten, die möglicherweise andere Partikel oder Zellen darstellen. Die Hauptviruspartikel leuchten in bläulichen und grünlichen Tönen, was ihnen ein leuchtendes und dreidimensionales Aussehen verleiht. Diese Darstellung symbolisiert eine mikroskopische Ansicht von Viren in einem infektiösen Umfeld.

Lockdown-Maßnahmen reduzieren Frühgeburtenrisiko bei Mehrlingen

Lockdown schützt Mehrlinge vor Frühgeburt

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Während des COVID-19-Lockdowns im Frühjahr 2020 kam es an der LMU München zu einer deutlichen Reduktion der Frühgeburtenrate. Davon haben insbesondere Mehrlinge profitiert, während die Rate von Frühgeburten bei Ein-Kind-Schwangerschaften im Vergleich zu den beiden Vorjahren kaum verändert war. 

Lockdown schützt Mehrlinge vor Frühgeburt

Mehr als zwei Jahre COVID-19-Pandemie haben alle Lebensbereiche in Mitleidenschaft gezogen und auch vor der Neonatologie nicht Halt gemacht. So zeigte sich als direkte Folge mütterlicher COVID-19-Infektionen ein leicht erhöhtes Risiko für Frühgeburt. Doch neben diesen direkten Einflüssen der Erkrankung haben auch die Maßnahmen zur Eindämmung der Infektion Spuren hinterlassen. Mehrere Studien haben gezeigt, dass während der Lockdown-Periode in Industriestaaten – anders als in vielen Entwicklungsländern – die Anzahl der Frühgeburten gesunken ist.

 

Am Perinatalzentrum der Ludwig-Maximilians-Universität in München, an dem jedes Jahr etwa 4.000 Geburten betreut werden, hat man nun den Einfluss des Lockdowns genauer unter die Lupe genommen. Dazu wurde untersucht, wie viele Kinder mit mehr als 22 Gestationswochen während des Lockdowns vom 22. März bis 5. Mai 2020 zur Welt gekommen sind. Dies wurde verglichen mit dem gleichen Zeitraum in den Jahren 2018 und 2019.

 

Das mütterliche Alter und die Sectiorate waren in allen Beobachtungszeiträumen vergleichbar und auch Geburtskomplikationen – gemessen an einem 5-Minuten-APGAR unter 5 bzw. einem pH-Wert im Nabelschnurblut unter 7 – kamen gleich häufig vor. Doch das durchschnittliche Geburtsgewicht war mit 3.263 Gramm während des Lockdowns im Vergleich zu 3.186 Gramm in den Kontrollzeiträumen signifikant höher, während gleichzeitig der Anteil frühgeborener Kinder von 23,2 % auf 18,6 % absank. Das entspricht einer Reduktion des relativen Frühgeburtsrisikos während des Lockdowns um 25 % (OR 0,757; 95 %-Konfidenzintervall 0,574–0,998). In den Post-Lockdown-Monaten Juni und Juli stieg die Frühgeborenenrate wieder auf 22,1 % an und war in diesem Zeitraum identisch wie in den Jahren 2018 und 2019. Die Häufigkeit von Totgeburten wurde durch den Lockdown nicht beeinflusst.

 

Interessanterweise stellte sich heraus, dass die Verringerung der Frühgeburtenrate während des Lockdowns nahezu ausschließlich durch Mehrlingsgeburten getragen wurde. Kamen im Kontrollzeitrum 28,9 % aller Mehrlinge zu früh zur Welt, waren es während des Lockdowns nur 12,8 %. Dagegen blieben die Frühgeburtenraten unter den Ein-Kind-Schwangerschaften mit 17,1 % während des Lockdowns vs. 18,0 % im Kontrollzeitraum quasi unverändert. Gleichzeitig verringerte sich der Anteil der Mehrlingsgeburten von 7,4 % vor dem Lockdown auf 3,2 % während des Lockdowns, um dann in den Post-Lockdown-Monaten Juni und Juli auf 11,2 % in die Höhe zu schnellen.

 

Die Autoren folgern, dass die besseren Möglichkeiten zur körperlichen Schonung sowie die generell geringere Gefahr für Infektionen aller Art während des Lockdowns sich insbesondere auf Mehrlingsschwangerschaften protektiv ausgewirkt haben dürften. 

Referenzen

Delius M, Kolben T, Nußbaum C, et al. Changes in the rate of preterm infants during the COVID-19 pandemic Lockdown Period – data from a large tertiary German University Center. Arch Gynecol Obstet 2023 May 25;1-9. doi: 10.1007/s00404-023-07048-y

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