Die zentrale Atemkontrolle vieler Frühgeborener ist noch nicht ausgereift, sodass Frühgeborenen-Apnoen zu den häufigsten Diagnosen auf neonatologischen Intensivstationen (NICUs) gehören. Definiert ist eine solche Apnoe-Episode als ein Aussetzen der Spontanatmung für mindestens 20 Sekunden oder eine kürzere Atempause, die mit Bradykardie, Zyanose oder Blässe des Kindes einhergeht. Solche Frühgeborenen-Apnoen klingen in der Regel ab, wenn das Kind das Alter seines errechneten Geburtstermins erreicht.
Doch auch kürzere Atemaussetzer, die nur 3–5 Sekunden andauern, kommen vor – entweder als isolierte Ereignisse oder in Form repetitiver Muster. Solch kurze Apnoen sind bei vielen Frühgeborenen bis zum korrigierten Alter von sechs Monaten nachweisbar – vorausgesetzt, die Mittelungszeit der eingesetzten Pulsoximeter sind entsprechend kurz eingestellt. Da dies in den meisten NICUs nicht der Fall ist, entgehen sie bei konventioneller Pulsoximetrie häufig der Diagnosestellung.
Man weiß, dass die mit der Frühgeborenen-Apnoe verbundenen länger andauernden Atemaussetzer und Entsättigungsereignisse die neurokognitive Entwicklung der Kinder beeinträchtigen können. Ob und inwieweit auch die kurzen Apnoe-Episoden langfristige Folgen nach sich ziehen, haben Pädiater in Melbourne nun untersucht. Dazu wurden 23 klinisch stabile Frühgeborene mit einem Gestationsalter zwischen 28 und 32 Wochen an insgesamt vier Zeitpunkten für zwei bis drei Stunden polysomnografisch überwacht, während sie tagsüber in Rückenlage schliefen: im postmenstruellen Alter von 32–36 Wochen sowie 36–40 Wochen und im korrigierten Alter von 3 und 6 Monaten. Die periphere arterielle Sauerstoffsättigung wurde pulsoximetrisch mit einer Mittelungszeit von 2 Sekunden erfasst, sodass auch kurze Apnoephasen registriert werden konnten.
Die registrierten Atempausen wurden unterteilt in isolierte Apnoen mit einer Dauer von mindestens 3 Sekunden und sequenzielle Apnoen bzw. so genannte periodische Atmung, bei der wiederholt kurze Apnoe-Phasen auftreten, die von maximal 20 Sekunden andauernden Phasen der Spontanatmung unterbrochen waren.
Die Apnoe-Zeiten pro Kind wurden addiert, wobei bei den sequenziellen Apnoen bzw. der periodischen Atmung jeweils von Beginn der ersten bis zum Ende der letzten Apnoe gerechnet wurde. Anschließend wurde die Gesamt-Apnoedauer zur Gesamtschlafdauer des Kindes in Relation gesetzt (% total sleep time, % TST).
Im korrigierten Alter von 24 Monaten wurden im Rahmen einer umfassenden neuropsychologischen Testung bei den Kindern die Domänen Kognition, Sprache, Motorik, sozioemotionale Entwicklung und adaptives Verhalten mithilfe der Bayley Scales of Infant Development III untersucht. Außerdem beantworteten die Eltern zwei Fragebögen zum Verhalten ihrer Kinder: den Early Childhood Behavior Questionnaire (ECBQ) und die Child Behavior Checklist (CBCL) für die Altersstufe 1,5–5 Jahre. Mit beiden Tests können emotionale Schwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten identifiziert werden. Ebenfalls erfasst wurde der sozioökonomische Status und Bildungsstand der Familien.
Wenig überraschend waren Anzahl und Gesamtdauer der Apnoe-Episoden im Alter von 32–36 Wochen höher als mit 36–40 Wochen postmenstruell; im Alter von 3 oder 6 Monaten gingen sie deutlich zurück. Die durchschnittliche Dauer der Atempausen betrug 4–5 Sekunden.
Frühgeborene, deren % TST über dem Median der untersuchten Kinder lag, schnitten beim Bayley-Test sowohl im Bereich Motorik als auch in ihrer sozioemotionalen Entwicklung und im adaptiven Verhalten tendenziell schlechter ab als Kinder mit % TST unterhalb des Medians. Berücksichtigte man bei der Auswertung Gestationsalter, Geburtsgewicht, Geschlecht und den sozialen Risikoindex, schnitten Kinder mit höherem % TST insbesondere im Bereich Motorik signifikant schlechter ab. In den Elternfragebögen fanden sich dagegen keine Unterschiede zwischen Kindern mit über- oder unterdurchschnittlichem % TST.
Die Untersuchung zeigt, dass auch kurz andauernde Atemaussetzer langfristige Folgen haben können. Treten sie gehäuft auf, könnten sie als Marker für subtile Hirnschädigungen dienen, so die Schlussfolgerung der Autoren. Entsprechend wichtig ist, die betroffenen Kinder frühzeitig und noch im Rahmen ihres NICU-Aufenthaltes zu identifizieren.
Einschränkend muss man jedoch die geringe Teilnehmerzahl der Studie berücksichtigen sowie die Tatsache, dass die polysomnografischen Untersuchungen lediglich tagsüber, nicht aber während des Nachtschlafs durchgeführt worden sind.
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