Insgesamt wurden in den Jahren 2013 bis 2019 in England 26.756 Kinder mit einem Gestationsalter unter 29 Wochen geboren, von denen 8.461 eine IVH erlitten. 5.570 dieser Blutungen wurden als niedriggradig (Grad 1/2), die übrigen 2.891 als hochgradig (Grad 3/4) eingestuft. In die Auswertung eingeschlossen wurden 8.328 Frühgeborene (5.519 niedriggradige IVH, 2.809 hochgradige IVH). Die Kontrollgruppe umfasste 5.027 plus 2.508 Match-Partner. Primär wurde verglichen, wie viele Kinder ihr zweites Lebensjahr (korrigiertes Alter) ohne schweres neurokognitives Defizit beendet haben. Auch Geh- und Sitzfähigkeit sowie Seh- oder Hörverluste wurden erfasst. Diese Daten waren für 79 % der Kinder (n=12.497) verfügbar.
Dabei stellte sich heraus, dass von 2013 bis 2019 die IVH-Inzidenz nicht gesunken, sondern tendenziell sogar angestiegen ist, wenn auch nicht signifikant. Die Häufigkeitszunahme betraf insbesondere die niedrig-gradigen Hirnblutungen und ging überwiegend zulasten der extrem unreifen Frühgeborenen mit weniger als 24 Gestationswochen.
Die Chance, nach schwerer IVH ohne ernstes entwicklungsneurologisches Defizit zu überleben, war im Vergleich zur Kontrollgruppe auf ein Viertel reduziert (adjustierte Odds Ratio [aOR] 0,26; 95%-Konfidenzintervall [CI] 0,22–0,31). Die Überlebenden erlitten in 44 vs. 20 % eine schwere Behinderung, woraus sich eine aOR von 3,68 ergibt (95%-CI 2,99–4,53). Insbesondere das Risiko für motorische Beeinträchtigungen war stark erhöht.
Für Kinder mit einer IVH Grad 1 oder 2 stellt sich die Situation etwas freundlicher dar, doch ihre Überlebenschance ohne schweres neurokognitives Defizit war dennoch um 12 % im Vergleich zur Kontrollgruppe reduziert (aOR 0,88; 95%-CI 0,79–0,98). Unter den Überlebenden traten schwere Behinderungen um rund 30 % häufiger auf (aOR 1,29; 95%-CI 1,11–1,49).
Hirnblutungen ereignen sich heute weniger früh als vor 20 Jahren
Einen anderen Ansatz verfolgte die Arbeitsgruppe um Zsuzsanna Nagy, die sich in ihrer Meta-Analyse individueller Patientendaten aus insgesamt 64 Studien vor allem auf den Zeitpunkt der Blutungsereignisse fokussierte. Insgesamt basiert diese Untersuchung auf den Daten von fast 10.000 Frühgeborenen mit ≤ 32 Gestationswochen und einem Geburtsgewicht von höchstens 1.500 Gramm. Wie sich herausstellte, hat sich weder die Inzidenz von leichten noch von schweren Hirnblutungen in den Studien nach 2007 im Vergleich zu den Studien vor 2007 verändert. Die Gesamtinzidenz von IVH jeglichen Grades bei den Frühgeborenen lag bei 33 % (95%-CI 29–37%); für schwere IVH betrug sie 10 % (95%-CI 8–12%) und stieg erwartungsgemäß mit abnehmendem Gestationsalter an.
Was sich jedoch im Vergleich der Studien, die vor und nach 2007 publiziert worden sind, signifikant geändert hat, ist der Zeitpunkt, zu dem sich das Blutungsereignis im Leben der Frühgeborenen abspielt: So hat sich der Anteil der Hirnblutungen, die bereits in den ersten 6 Lebensstunden auftreten, von 35 auf 9 % reduziert. Innerhalb der ersten 24 Stunden sank der Anteil von 44 auf 25 %. Während die IVH-Ereignisse in den Studien vor 2007 zu 82 % innerhalb der ersten beiden Lebenstage stattfanden, war dies nach 2007 nur noch bei 50 % der Frühgeborenen der Fall.
Die Autoren folgern daher, dass die Veränderungen in der neonatologischen Versorgung der letzten 20 Jahre zwar die Gesamtinzidenz von Hirnblutungen bei Frühgeborenen nicht beeinflussen konnten, ihr Auftreten sich aber auf einen späteren Zeitpunkt verschoben hat.
Referenzen
Rees P, Gale C, Battersby C, Williams C, Carter B, Sutcliff A. Intraventricular hemorrhage and survival, multimorbidity and neurodevelopment. JAMA Network Open 2025; 8(1): e2452883.
Nagy Z, Obeidat M, Máté V, Nagy R, Szántó E, Veres DS, Kói T, Hegyi P, Major GS, Garami M, Gasparics Á, te Pas AB, Szabó M. Occurrence and time of onset of intraventricular hemorrhage in preterm neonates: a systematic review and meta-analysis of individual patient data. JAMA Pediatr 2024 Dec 30. doi: 10.1001/jamapediatrics.2024.5998 [online ahead of print].
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