Ein Baby, das an medizinischen Geräten angeschlossen ist.

Hypothermie für Frühgeborene auf dem Prüfstand

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Für reife Neugeborene, die eine perinatale Hypoxie-Ischämie erlitten haben, ist die Hypothermie die Therapie der Wahl, um neurologische Schädigungen zu minimieren. Ob dies auch für Frühgeborene mit weniger als 36 Gestationswochen gilt, ist nicht durch Studien belegt. Dennoch kommt die Hypothermie auch bei ihnen zunehmend zum Einsatz. Eine randomisierte Studie hat sich dieser Frage nun gewidmet.

Hypothermie für Frühgeborene auf dem Prüfstand

Unabhängig von ihrem Gestationsalter stellen hypoxisch-ischämische Ereignisse unter der Geburt eine wesentliche Ursache für Hirnschädigungen und Todesfälle bei Neugeborenen dar. Doch während für Reifgeborene der neuroprotektive Effekt der therapeutischen Hypothermie durch Studien gut belegt ist, gibt es keine Evidenz dafür, dass dies auch für Frühgeborene unter 36 Gestationswochen gilt. Dennoch wird dieses Verfahren auch bei ihnen zunehmend häufig eingesetzt. 

 

Eine groß angelegte randomisiert-kontrollierte klinische Studie, an der 19 US-amerikanische Zentren des Neonatal Research Networks teilgenommen haben, hat deshalb überprüft, wie effektiv und sicher die Ganzkörper-Kühlung für Frühgeborene mit 33 bis 35 Gestationswochen tatsächlich ist. Primäre Endpunkte der Studie waren Tod oder moderate bis schwere Behinderung im korrigierten Alter von 18–22 Monaten. Eingeschlossen waren Frühgeborene, bei denen eine Enzephalopathie, eine perinatale Asphyxie oder neurologische Beeinträchtigungen wie neonatale Krampfanfälle klinisch in Erscheinung getreten waren. Die Randomisierung erfolgte innerhalb der ersten Lebensstunden, sodass spätestens im Alter von 6 Stunden die zugeloste Therapie begonnen werden konnte. 

 

Während bei 80 Frühgeborenen im Kontrollarm die Körperkerntemperatur bei 37 Grad Celsius gehalten wurde (Range 36,5–37,2 °C), kühlte man die 88 Kinder im Interventionsarm auf eine Temperatur von 33,5 °C (Range 33,0–34,0 °C) herunter. Kontrolliert wurde dies mithilfe eines im Ösophagus platzierten Messfühlers. Das mittlere Gestationsalter im Interventionsarm betrug 34,0 und in der Kontrollgruppe 34,1 Wochen. Ansonsten unterschieden sich die beiden Gruppen in ihren demografischen Charakteristika nicht. Für die Analyse waren die Daten von 83 Kindern des Interventionsarms und 69 des Kontrollarms verfügbar. 

 

Von den mit Hypothermie behandelten Kindern erlitten 29 entweder eine moderate bis schwere Behinderung oder waren verstorben (35 %); in der Kontrollgruppe war dies lediglich bei 20 der Fall (29 %). Daraus ergab sich ein adjustiertes relatives Risiko (aRR) von 1,11 bei einem 95 %-Glaubwürdigkeitsintervall (95 %-CrI) von 0,74–2,00. Die Statistiker errechneten daraus, dass die Therapie nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 26 % zu einem Benefit für die Behandelten führt, während sie ihnen mit 74 %-iger Wahrscheinlichkeit eher schadet. 

 

Die Häufigkeit moderater bis schwerer Behinderungen im korrigierten Alter von 18–22 Monaten unterschied sich bei den überlebenden Kindern mit 16 % im Interventionsarm vs. 13 % im Kontrollarm zwar kaum. Doch die Sterblichkeit war nach Hypothermie mit 22 vs. 13 % fast auf das Doppelte erhöht (aRR 1,38; 95 %-CrI 0,79–2,85). Bis durch Studien eine bessere Evidenzlage besteht, raten die Autoren daher vom Einsatz der Hypothermie bei Frühgeborenen unter 36 Gestationswochen ab.

Referenzen

Faix RG, Laptook AR, Shankaran S, et al.; Eunice Kennedy Shriver National Institute of Child Health and Human Development Neonatal Research Network. Whole-body hypothermia for neonatal encephalopathy in preterm infants 33 to 35 weeks' gestation: A randomized clinical trial. JAMA Pediatr 2025; 179(4): 396–406

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