Erhöhtes CP-Risiko für Frühgeborene mit BPD
Frühgeborene, die vor Ende der 30. Gestationswoche zur Welt kommen, tragen ein hohes Risiko für entwicklungsneurologische Verzögerungen im Verlauf, insbesondere, wenn Komplikationen wie bronchopulmonale Dysplasie (BPD), nekrotisierende Enterokolitis (NEC), Sepsis oder Hirnschädigungen hinzukommen. Die Neonatal Neurobehaviour and Outcomes in Very Preterm Infants (NOVI) Studie, an der neun neonatologische Intensivstationen (NICUs) des Vermont Oxford Networks beteiligt waren, hat nun den Zusammenhang zwischen dem Schweregerad der BPD und dem Ausmaß der Beeinträchtigung im korrigierten Alter von zwei Jahren genauer untersucht. In die Analyse eingeschlossen waren 676 Frühgeborene, die zwischen April 2014 und Juni 2016 an einer der teilnehmenden NICUs versorgt worden waren.
In der Woche vor der Entlassung aus der NICU waren bei allen Kindern im Rahmen der NICU Network Neurobehavioural Scale (NNNS) die körperliche Reife, der Tonus, Reflexe, soziale Interaktionsfähigkeit sowie diverse Verhaltensparameter bestimmt worden.
In Anlehnung an die Definition von Jensen et al. 2019[1] wurde im postmenstruellen Alter von 36 Wochen das Vorliegen bzw. der Schweregrad einer BPD eingestuft:
- keine BPD: keinerlei Atmungsunterstützung erforderlich
- milde BPD: zusätzlicher Sauerstoffbedarf oder High-flow Nasal Cannula mit < 2 l/min Raumluft
- moderate BPD: High-flow Nasal Cannula mit > 2 l/min und zusätzlichem Sauerstoff oder nasale CPAP-Atmungsunterstützung
- schwere BPD: mechanische Beatmung via Endotrachealtubus
Dieser Definition zufolge lag bei 336 Frühgeborenen keine BPD vor, 163 hatten eine leichte und 177 eine moderate oder schwere BPD. Die Kinder mit BPD waren erwartungsgemäß häufiger besonders unreif (< 27 Gestationswochen), hatten ein niedrigeres Geburtsgewicht und waren länger hospitalisiert. Auch NEC, Sepsis, Frühgeborenen-Retinopathie oder Hirnschädigungen traten bei ihnen häufiger auf. Der Schweregrad der BPD war assoziiert mit einem ungünstigeren Abschneiden in den NNNS-Scores für Aufmerksamkeit und für Bewegungsqualität; außerdem waren die Kinder mit BPD im Schnitt lethargischer – und zwar umso mehr, je schwerer ihre BPD ausgeprägt war.
Im korrigierten Alter von zwei Jahren lagen Follow-Up-Daten von 553 der ursprünglich 676 Kinder vor. Bei 530 wurde ein Bayleys-III-Test (Bayley Scales of Infant and Toddler Development, 3rd Ed.) durchgeführt; 542 unterzogen sich einer GMFCS-Untersuchung (Gross Motor Function Classification System) zum Nachweis einer Zerebralparese. Dabei zeigte sich, dass Kinder, die eine moderate bis schwere BPD durchgemacht hatten, insbesondere in ihren sprachlichen und motorischen Fähigkeiten schlechter abschnitten, während eine Zerebralparese bei allen Kindern mit BPD häufiger diagnostiziert wurde – unabhängig vom Schweregerad der BPD.
[1] Jensen EA, Dysart K, Gantz MG, et al. The diagnosis of bronchopulmonary dysplasia in very preterm infants – an evidence-based approach. Am J Respir Crit Care Med 2019; 200: 751–9
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