Das Bild zeigt eine künstlerische Darstellung von zwei Nieren, die in leuchtendem Blau dargestellt sind. Die Nieren sind detailliert und transparent, wodurch die inneren Strukturen wie Nierenbecken, Blutgefäße und Harnleiter sichtbar werden. Die Nieren sind symmetrisch nebeneinander angeordnet und der Hintergrund ist dunkel gehalten, um die leuchtenden blauen Details hervorzuheben. Diese visuelle Darstellung betont die Komplexität und die wichtigen Funktionen der Nieren im menschlichen Körper.

Akutes Nierenversagen: Kreatinin allein führt in die Irre

4 Minuten

Bei extrem unreifen Frühgeborenen ist das Auftreten einer akuten Niereninsuffizienz eine häufige Komplikation. Sie verschlechtert die Chance, dass die Betroffenen ohne gravierende Beeinträchtigung überleben, beträchtlich. Stützt man sich allerdings für die Diagnosestellung lediglich auf die Serumkreatininwerte, besteht die Gefahr, dass die Niereninsuffizienz unerkannt bleibt – mit allen negativen Folgen für den weiteren Verlauf.

Nicht nur die Nierenfunktion, sondern auch der Flüssigkeitshaushalt gerät bei extrem unreifen Frühgeborenen häufig aus den Fugen. Doch um die Serumkreatininwerte richtig zu interpretieren, ist es essenziell, sie in Relation zur Flüssigkeitsbilanz des Kindes zu betrachten. Andernfalls besteht die Gefahr, dass eine Niereninsuffizienz über- oder unterdiagnostiziert wird. Denn jede Flüssigkeitszufuhr verdünnt das Serumkreatinin und könnte so eine bestehende Niereninsuffizienz verschleiern, während umgekehrt eine negative Flüssigkeitsbilanz einen renal bedingten Kreatininanstieg vortäuschen kann.

 

Dies wurde in einer Post-hoc-Analyse der Daten von 923 Frühgeborenen unter 28 Gestationswochen untersucht, die an der multizentrischen Preterm Erythropoietin Neuroprotection Trial (PENUT)¹  teilgenommen hatten. Anhand ihrer Serumkreatininspiegel war bei 215 (23,3%) dieser Kinder ein akutes Nierenversagen (acute kidney injury, AKI) diagnostiziert worden. Beurteilte man das Serumkreatinin jedoch im Verhältnis zur Flüssigkeitsbilanz, ergaben die Flüssigkeits-korrigierten Kreatininspiegel bei 13 dieser Kinder eine normale Nierenfunktion, während 111 bis dahin nicht als nierenkrank eingestufte Frühgeborene nun die Diagnosekriterien einer AKI erfüllten. Dabei handelte es sich bei 104 um eine AKI im Stadium 1, während die übrigen 7 bereits dem Stadium 2 oder 3 zugerechnet wurden. Legte man die Flüssigkeits-korrigierten Kreatininwerte zugrunde, erhöhte sich die AKI-Rate unter den Frühgeborenen insgesamt von 23,3 auf 33,9%. Diese Berechnungen beruhen auf 8757 Serumproben, die während der ersten 2 Lebenswochen bei den Kindern gewonnen wurden (im Schnitt 11 Proben pro Patient). 

 

Die klinische Relevanz dieser Ergebnisse spiegelt sich im weiteren Verlauf wider: Frühgeborene, deren Flüssigkeits-korrigierte Serumkreatininspiegel eine AKI anzeigten, benötigten am Lebenstag 14 doppelt so oft eine invasive mechanische Beatmung und entwickelten ebenfalls doppelt so oft eine schwere bronchopulmonale Dysplasie im Vergleich zur Frühgeborenen, deren Kreatinin im Normbereich lag (adjustierte Odds Ratio 2,23, 95%-Konfidenz-Intervall 1,56–3,18 bzw. 2,05; 1,15–3,64).

Da die Höhe des Serumkreatinins allein die tatsächliche AKI-Inzidenz bei extrem unreifen Frühgeborenen nicht korrekt erfasst, sollte dieser Wert immer in Relation zur Flüssigkeitsbilanz berechnet werden, so das Fazit der Autoren. 

 

Referenzen

Starr MC, Griffin RL, Harer MW, et al. Acute kidney injury definde by fluid-corrected creatinine in premature neonates. JAMA Network Open 2023; 6(8): e2328182

 

  1. Juul SE, Comstock BA, Wadhawan R, et al.; PENUT Trial Consortium. A randomized trial of erythropoietin for neuroprotection in preterm infants. N Engl J Med 2020; 382(3): 233–43

4 Minuten

Inhalt teilen